Wien – Die US-fondsdominierte Bawag PSK startet als erste österreichische Bank mit Islamic Banking. Anfang Februar läuft ein Pilotprojekt für ein Girokonto in Wien an. Islamic Banking ist eine Finanz- und Anlageform, die sich nach der Scharia richtet. Zinsen sind dabei ebenso verboten wie Kredite.

Ein Hauskauf auf Pump ist dennoch möglich: Die Bank erwirbt das Haus und verkauft es dem Kunden weiter. Dieser zahlt dann der Bank den höheren Preis in Raten zurück. Nicht erlaubt sind Investitionen in Glücksspiel, Waffen und Pornografie. Die Regeln werden von einem Korangelehrten überwacht.

Das schariakonforme Bawag-Girokonto zahlt weder Zinsen noch verlangt es welche. "Stattdessen gibt es fixe Entgelte", sagte Marketingchefin Claudia Lemlihi der "Kleinen Zeitung". Dem Bericht zufolge wird es drei Kontomodelle namens Amana (Vertrauen) geben. Kosten: ab 4,90 Euro monatlich, Kontokarte und Überziehungsmöglichkeit inklusive.

Kein Interesse bei anderen österreichischen Banken

Als Zielgruppe nennt die Bawag die fast 600.000 in Österreich lebenden Muslime, vor allem die türkische und bosnische Community. Islamic Banking ist ein weltweit seit Jahren wachsender und mittlerweile milliardenschwerer Markt.

In Deutschland nahm mit der Kuveyt Türk (KT) Bank AG die erste islamische Bank ihren Betrieb im März des Vorjahrs auf. Die Konkurrenz in Österreich reagierte abwartend.

Die Bank Austria hat keine entsprechenden Pläne, heißt es auf STANDARD-Anfrage. "Wir bieten kein Islamic Banking und keine schariakonformen Produkte an, weil das im Islamic Banking herrschende Zinsverbot den Grundsätzen unseres Kerngeschäfts – Einlagen hereinnehmen und Kredite vergeben – widerspricht", sagt Banksprecher Matthias Raftl.

Die Nachfrage nach diesen Produkten sei auch sehr überschaubar, "da Kunden mit islamischem Religionsbekenntnis in der Regel wissen, dass wir als Bank mit Zinsen arbeiten". Man zähle sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund – auch mit islamischer Religionszugehörigkeit – zum Kundenkreis. "Wir haben 100 Berater und Beraterinnen, die muttersprachliche Beratung anbieten." Ähnlich argumentiert die Erste Group. Man habe vor einigen Jahren entsprechende Überlegungen angestellt. Allerdings sei man zu dem Schluss gekommen, "dass der Bedarf nicht gegeben ist". (APA, rebu, 14.1.2016)