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Karin Frick vom Schweizer Gottlieb-Duttweiler-Institut rät, sobald es möglich ist, im Internet auf "alternative Dienste" auszuweichen.

Foto: APA / Florian Lechner

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Auf dem Podium saßen (von links nach rechts): Super-RTL-Chef Claude Schmit, Susanne Ostertag von Microsoft Österreich, Verlagschef Hermann Petz, Moderatorin Astrid Zimmermann, der Autor Hans-Peter Siebenhaar und die Schweizer Wissenschafterin Karin Frick.

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Wir tippen und klicken doch nur. Wir surfen und lesen ein bisschen. Wir kaufen Lebensmittel bequem im eigenen Wohnzimmer. Verfolgen via App, wo sich die Kinder aufhalten. Man informiert sich ja auch im Internet, sogar auf verschiedenen Seiten. Wovor also fürchten?

"Digitale Transparenz – Auswirkungen auf Gesellschaft und Medien" war der Name einer Podiumsdiskussion auf dem diesjährigen "Mediengipfel" in Lech, wo auf genau diese Frage Antworten gesucht wurden. Und die fielen sehr unterschiedlich aus.

"Wir sollten viel misstrauischer sein", ist der deutsche Autor und Journalist Hans-Peter Siebenhaar überzeugt. Google, Facebook und wie sie alle heißen, "die wollen Geld machen", sagt er. Siebenhaars Mantra: "Sei immer kritisch, wenn es um ein börsennotiertes Unternehmen geht."

Digitales Vertrauen

Susanne Ostertag von Microsoft Österreich sieht das naturgemäß anders: "Wir sollten weniger über den negativ besetzten Begriff der digitalen Transparenz sprechen und mehr über digitales Vertrauen", schlägt sie vor.

Konkreter wurde Karin Frick, Forschungsleiterin des Schweizer Gottlieb-Duttweiler-Instituts: "Vertrauen? Ja. Aber vor allem in sich selbst und in bessere Technik." Sie meint damit, dass wir das "alternative Netz" nutzen sollten, Dienste und soziale Netzwerke abseits der großen Konzerne. "Von Programmierern und Hackern werden solche Angebote längst entwickelt und verwendet, sie sind im Moment noch nicht massentauglich, aber das ist im Entstehen", sagt Frick.

Daten gegen Service

Das Problem, das ihrer Meinung nach einer breiten Nutzung entgegenstehen könnte, ist eines, das vermutlich viele nachvollziehen können: Google, Facebook, auf die herkömmlichen Anbieter zurückzugreifen ist vor allem bequem. "Es ist nicht mehr Big Brother, der uns beobachtet, sondern Big Mother, die uns gleichzeitig alles einfacher und schneller macht und sich um uns kümmert", erklärt Frick. Wer sich eine Route planen lassen möchte, muss dem System sagen, wo er ist und wo er hinwill. Daten gegen Service, so die Devise.

Was sich Frick für die Zukunft vorstellen könne, seien "Identitätsdatenbanken", also Services, die für einen sämtliche Daten verwalten, schützen und freigeben, wenn notwendig. "Da müssten wir aber gewillt sein, diese Anbieter zu bezahlen, damit die eben nicht davon leben müssen, unsere Daten zu verkaufen", sagt Frick. Die Gesetzgeber werden ihrer Ansicht nach jedenfalls keine Lösungen finden, um uns ausreichend zu schützen, da sie "dem Silicon Valley immer drei Schritte hinterherhinken."

"Systemlogik" umdrehen

"Gesundes Misstrauen ist gut", ist auch Claude Schmit, Geschäftsführer von Super RTL, überzeugt. Er stellte aber die berechtigte Frage: "Haben wir überhaupt die Wahl?" Ähnlich sieht das Siebenhaar: "Natürlich kann ich theoretisch überall zu Fuß hingehen, wer sich weigert, Autos, Straßenbahnen und Flugzeuge zu benutzen, wird aber nicht weit kommen."

Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding, also des viertgrößten Medienkonzerns des Landes, gibt dann auch noch zu: "Wir wissen über unsere Printabonnenten auch einiges." Name, Postadresse, Kontonummer – "das ist allerdings trotzdem nicht zu vergleichen mit der Datenmasse, die sich im Netz sammelt", sagt Petz.

Jedenfalls, davon ist Frick überzeugt, müsse die "Systemlogik" umgedreht werden: Derzeit liegen Daten in erster Linie auf den Servern der großen Konzerne. "Eigentlich sollte aber der Endnutzer das Datenzentrum sein und nur er den Schlüssel haben, um sein digitales Ich in allen Facetten zu betrachten." (Katharina Mittelstaedt, 4.12.2015)