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Josef Haslinger: Schriftsteller und Präsident des PEN-Zentrums Deutschland

Foto: APA/dpa-Zentralbild/Jens Wolf

Im Dezember 2013 wurde Omar Hazek bei einer Solidaritätskundgebung für die Familie des zu Tode geprügelten Bloggers Khaled Said verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Dort schrieb er regelmäßig Briefe über sein Befinden. Eine Sammlung der Texte wurde nun als Buch veröffentlicht, das Hazek bei einer Lesereise in Österreich hätte präsentieren sollen. Josef Haslinger, Präsident des PEN-Zentrums Deutschland, über die ablehnende Haltung Österreichs, Hazek ein Schengenvisum auszustellen.

STANDARD: Hat das Außenministerium auf Ihren Brief reagiert?

Haslinger: Ich kann Ihnen sagen, dass das österreichische Außenministerium, nachdem ich diesen öffentlichen Brief geschrieben habe, reagiert hat. Nun sieht man die Sache so, dass es eine Fehlentscheidung eines Beamten war. Man hat uns in Aussicht gestellt, dass es jetzt funktionieren würde, sollten wir Omar Hazek wieder einladen wollen.

STANDARD: Gab es eine Begründung für die Ablehnung des Visums?

Haslinger: Nein, es gab keine Begründung. Sie haben etwas von Fehleinschätzung durch einen Beamten gesprochen.

STANDARD: In dem Protestbrief haben Sie insinuiert, dass Omar Hazek wegen der Flüchtlingskrise nicht ins Land gelassen wurde.

Haslinger: Ja. Ein weiterer Asylwerber, den man nicht loswird. Das habe ich insinuiert. Die Begründung, die der PEN-Club bekam, war, dass das Innenministerium Zweifel hat, ob er wieder zurückfahren wird oder nicht. Und deswegen lässt man ihn gleich gar nicht rein. Nun haben wir aber einen Autor vor uns, der tatsächlich mit guten Gründen politisches Asyl beantragen könnte. Und wahrscheinlich würde er sogar anerkannt werden. Aber es ist eben dieses alte Verhalten, dass man Leute, für die es Asylgesetze gibt, möglichst fern hält, damit diese nicht zur Anwendung kommen. Wen man nicht reinlässt, der kann auch kein Asyl beantragen. Das ist diese alte Logik, die noch immer fortgesetzt wird. In diesem Fall traf es eben einen Autor und in diesem Fall haben sich internationale Gremien für ihn starkgemacht. Jetzt hat sich halt Österreich auf dieser Ebene blamiert. Wenn das einen Menschen trifft, der nicht bekannt ist und den niemand kennt, dann ist das der übliche Zustand der letzten 15 Jahre.

STANDARD: Werden Sie ihn wieder einladen?

Haslinger: Ja, natürlich machen wir das. Wir hatten überhaupt keine Hinweise darauf, dass er politisches Asyl beantragen würde. Aber selbst wenn er es machen würde, könnte ich es ihm nicht verdenken, so wie er schikaniert wurde in Ägypten. Ich würde es auch unterstützen. In Deutschland würde er sowieso Asyl bekommen, in Österreich vermutlich auch.

STANDARD: Haben Sie noch weitere Proteste geplant, oder ist das für Sie gegessen?

Haslinger: Nein, wir haben nichts weiter geplant. Wir haben so viel zu tun mit diesen wirklich wahnsinnigen Dingen, die sich da im Moment in Saudi-Arabien abspielen. Aschraf Fajadh hat die Situation offenbar völlig falsch eingeschätzt, er ist gut vernetzt, hat in der London Modern Tate kuratiert und bei der Biennale. 2013 wurde er für die Veröffentlichung eines Gedichtbands zu vier Jahren Haft und 800 Peitschenhieben verurteilt.

Durch den Fall Raif Badawi fühlte er sich bestärkt, in Revision zu gehen, und jetzt wurde aus vier Jahren die Todesstrafe. Solche Fälle sind natürlich noch wesentlich wichtiger, dass man sich als PEN-Club da dahinterklemmt. Das österreichische Außenministerium ist dabei das kleinere Übel. Es hat den Fehler eingestanden, ich nehme es zur Kenntnis, und damit basta. (Stefan Weiss, 30.11.2015)