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Kahled Said auf einem Graffito in Kairo. Die Teilnahme an einer Solidaritätsdemo für die Familie des von der Polizei zu Tode geprügelten Bloggers brachte dem Autor Omar Hazek zwei Jahre Gefängnis ein.

Foto: Reuters / Amr Abdallah Dalsh

Engagierter Bürger und Autor, der das Etikett "politischer Aktivist" ablehnt: Omar Hazek.

Foto: PEN Deutschland

Im altehrwürdigen Kaffeehaus Trianon in der Mittelmeermetropole Alexandria, seiner Heimatstadt, erzählt Omar Hazek jetzt seine Geschichte. Eigentlich hätte er das in den letzten Wochen auf Einladung des Österreichischen PEN-Clubs in Wien und Graz tun sollen, aber die österreichischen Behörden haben seinen Visumsantrag abgelehnt und ihm zu verstehen gegeben, dass ihre Zweifel ob er auch sicher wieder nach Ägypten zurückkehrt, nicht ausgeräumt werden konnten.

Hazek ist erst seit dem 23. September wieder auf freiem Fuß. An dem Tag kam er zusammen mit etwa 100 anderen politischen Häftlingen im Rahmen einer Amnestie frei, die Präsident Abdelfattah al-Sisi zum islamischen Opferfest verkündet hatte. Diese Geste hatte ihm zwei Monate der zweijährigen Haft erspart.

Dichter und Bürger

Im Dezember 2013 war er bei einer Solidaritätskundgebung für die Familie des zu Tode geprügelten Bloggers Khaled Said verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis und einer Buße von 50.000 Pfund (rund 6000 Euro) verurteilt worden. Ein Demonstrationsgesetz macht legale Kundgebungen in Ägypten praktisch unmöglich.

Die Polizeibrutalität des Regimes, die im Juni 2010 zum Tod von Said führte, war ein zentrales Element für den Ausbruch der Revolution im Januar 2011 gewesen. Hazek war an diesen Demonstrationen für Freiheit und Menschenrechte stets dabei, als Dichter und engagierter Bürger, der keiner Gruppierung angehört. Das Etikett "politischer Aktivist" lehnt er kategorisch ab, das hätten ihm die Medien umgehängt.

Die Zeit im berüchtigten Gefängnis von Borg al-Arab, wo die politischen Gefangenen unter sich sind, habe sein Leben und ihn als Person tiefgreifend verändert, er sei demütig geworden, sagt Hazek. In der Zelle, wo bis zu 28 Männer auf 5,5 mal drei Metern zusammengepfercht gewesen waren, habe er über alle weltanschaulichen Grenzen hinweg viel Solidarität und Mitmenschlichkeit erfahren.

Gefängnis und Jobverlust

Nur wenn man sich helfe, könne man im Gefängnis überleben, weil die Sicherheitskräfte keine menschliche Regung zeigen würden. Während der Rekordhitze im Sommer hatten sie den Insassen die selbstbeschafften Ventilatoren weggenommen. In der Zelle hatte der 36-Jährige regelmäßig Briefe über sein Befinden geschrieben und veröffentlicht.

Eine Sammlung der Texte wurde im Löcker-Verlag als Buch veröffentlicht, das Hazek bei seiner Lesereise hätte präsentieren sollen. Als nächsten Schritt legt er den Fokus jetzt auf die Zustände im Gefängnis, denn heute sei die Situation schlimmer als unter Mubarak, als es einige Hundert politische Häftlinge gegeben habe – im Vergleich zu 40.000 heute.

Die unabhängige Tageszeitung Masry al-Youm hat bisher zwei dieser Berichte abgedruckt. Hazek bleibt auf dem Radar des Innenministeriums, das auf einen Text geantwortet und alle Vorwürfe zurückgewiesen hat. Mit dieser journalistischen Arbeit versucht er sich ein neues Standbein zu schaffen, denn wegen seiner Haftstrafe hat ihm die Bibliothek von Alexandria auch seine Stelle als Lektor und Verantwortlicher für die arabische Webseite gekündigt.

Ablehnung des Visums

"Ich habe das Gefühl, dass ich zweimal bestraft werde. Die Tatsache, dass ich keinen gut bezahlten Job habe, hat sicher wesentlich zur Ablehnung des Visums beigetragen", zeigt sich Hazek im Gespräch überzeugt. Im Jahr 2009 hatte er schon einmal ein Schengen-Visum für Italien, wo er einen Preis für seine Gedichte entgegennehmen konnte, die in mehreren Bänden erschienen sind.

PEN Österreich, dessen Ehrenmitglied Hazek ist, hat den österreichischen Behörden vorgeworfen, den Versuch eines kulturellen Dialogs abzuwürgen. Am Rande des STANDARD-Podiums in Betreff der Unesco erklärte am Wochenende der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger, Präsident des PEN-Zentrums Deutschland, das österreichische Außenministerium hätte in der Zwischenzeit einen Fehlentscheid eines Beamten eingeräumt und in Aussicht gestellt, dass bei einer nächsten Einladung an Hazek, der Bescheid positiv ausfallen würde. (Astrid Frefel aus Alexandria, 1.12.2015)