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Kardinal Christoph Schönborn

Foto: REUTERS/Alessandro Bianchi

Wien – Kardinal Christoph Schönborn will als Ergebnis der Familiensynode die kirchliche Betreuung von Paaren in Österreich ausbauen. "Wir begleiten die Ehevorbereitung viel zu wenig", sagte er im Interview mit der APA. Fortschritte nach den dreiwöchigen Beratungen im Vatikan sieht der Wiener Erzbischof etwa, was eine positive Sicht auf unterschiedliche Formen der Partnerschaft betrifft.

"Die Kernbotschaft ist ein ganz starkes, positives 'Ja' zu Ehe und Familie", fasste Schönborn die Ergebnisse der Synode für sich zusammen. "Großer Obertitel" sei dabei: "Licht und Schatten der Familie." Der Kardinal erinnerte daran, dass es zu allen Zeiten Krisen der Familien gegeben habe. "Die Aufmerksamkeit bei uns liegt natürlich sehr stark auf der europäisch-westlichen Gesellschaft", rückte er den Fokus der Erwartungen in die Synode zurecht und erinnerte daran, dass die römisch-katholische Kirche auf anderen Kontinenten auch andere Problemstellungen zum Thema hätten.

Dass die europäischen Fragen zum Thema Familie als Luxus-Probleme angesehen werden könnten, sei vielleicht von manchen Teilnehmern überzeichnet dargestellt worden, so Schönborn. "Aber sie erinnern uns daran, dass wir die westliche Situation nicht als Modell für die ganze Welt betrachten dürfen", so der Kardinal. Dies werde etwa in der derzeitigen Flüchtlingssituation klar, die bei der Synode "sehr intensiv" besprochen worden sei. Gerade bei Menschen auf der Flucht spiele die Familie eine sehr große Rolle. Der Besitz von Smartphones sei etwa eine der wenigen Möglichkeiten, Kontakt zu halten.

Schönborn: "Nur einen Nachmittag"

Ein "wichtiger Schritt" bei der Synode ist für Schönborn der Versuch, in nicht klassischen Beziehungen "positive Elemente zu erspüren und zu benennen". Gegen den moralisch behafteten Begriff der "wilden Ehe" wehrt sich der Kardinal daher. Vielmehr gelte es, Elemente wie Treue, Stabilität und Qualität in diesen Lebensformen anzuerkennen. Das Bekenntnis, auf wiederverheiratete geschiedene Paare individuell zu schauen, nehme vor allem die Seelsorge in den Gemeinden in die Pflicht – eine Aufgabe, die ohnehin schon zu einem großen Teil praktiziert werde.

Konkret will Schönborn nun mehr in die Ehevorbereitung und Familienbegleitung in Österreichs Diözesen investieren: "Auf die Priesterweihe bereitet man sich sieben Jahre lang vor, auf die Ehe nur einen Nachmittag. Das kann es ja nicht gewesen sein." Aber auch die Zusammenarbeit der Familieneinrichtungen der römisch-katholischen Kirche solle intensiviert werden, plant der Kardinal. Und nicht zuletzt solle die Familienpolitik wieder stärker in den Vordergrund gerückt werden. "Das Momentum dürfen wir nicht versäumen", will Schönborn nun rasch handeln.

Im Einsetzen der jüngsten außerordentlichen Bischofssynoden sieht Schönborn einen Fortschritt in der Diskurs-Kultur, der Papst Franziskus zu verdanken sei. "Das hat wirklich das Klima verändert", resümiert der Wiener Erzbischof und ortet auch große Fortschritte in der Methodik derartiger Zusammenkünfte, welche eine intensivere Beschäftigung ermöglichten. Schönborn glaubt, dass es künftig auch vermehrt lokale "Vorsynoden" zur Vorbereitung auf derartige Großereignisse geben könnte. (APA, 26.10.2015)