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Stenzel fungierte als Straches Einpeitscherin. Zum Abschluss schwenkten sie gemeinsam Fahnen.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Als erste von acht Parteien, die bei der Wien-Wahl am 11. Oktober antreten, hielt die FPÖ am Freitagabend ihren Wahlkampfauftakt ab. Nachdem bei der Wahl 2010 noch die Lugner-City als Veranstaltungsort auserkoren worden war, versammelte sich die blaue Riege – inklusive City-Chefin Ursula Stenzel – heuer wieder traditionsgemäß am Viktor-Adler-Platz im 10. Bezirk.

Laut eigenen Angaben kamen mehrere Tausend Menschen. Zunächst spielte die John-Otti-Band und sang die neue FPÖ-Hymne. An die Besucher wurden rot-weiß-rote Fahnen verteilt. Es gab Bier, Wein und jede Menge blauer Luftballons. Der Platz war zu Beginn nur zu einem Drittel gefüllt. Dennoch bedankte sich die Moderatorin des Abends mantraartig wieder und wieder für die "vielen Menschen", die gekommen war: "So etwas hat es hier noch nie gegeben."

Stenzel als Einpeitscherin

Bevor Parteichef Heinz-Christian Strache die Bühne betrat, lag es an Stenzel, den Zuhörern einzuheizen, die sie mit den Worten "Liebe Freunde" begrüßte. Ja, das dürfe sie bereits sagen, so die ehemalige ÖVP-Politikerin, die nun als Unabhängige für die FPÖ antritt. Sie sei ein Signal der Öffnung – "von christlich-jüdischer Abstammung, von der Journalistin zur Politikerin". Stenzels bürgerlicher Ton wirkte vor der Menge gröhlender "HC"-Fans dennoch wie ein Fremdkörper. Auch musste die Bezirksvorsteherin einige Buh-Rufe einstecken, obwohl sie sagte: "Ich bin hier in Favoriten, das ist schon ein großes Gefühl."

Stenzel, die sich selbst als "Vertreterin des bürgerlichen Wiens" bezeichnete, versuchte Parallelen zu den Anwesenden zu finden und Barrieren gewissermaßen abzubauen: "Egal, ob aus Döbling oder Favoriten. Sie sind ja alle Bürger und verdienen auch eine bürgerliche Politik", erklärte sie ihren Ansatz.

Keine Ausgrenzung

Stenzel appellierte ein weiteres Mal, die Blauen nicht länger auszugrenzen. In Wien sei es längst Zeit für einen Machtwechsel, auch wenn die SPÖ unter dem Vorwand, die FPÖ sei "neonazistisch", diesen nicht zulassen würde. Da erntete sie Applaus.

Strache streute seiner neuen Mitstreiterin Blumen. Er bewundere sie und versprach seinen Zuhörern als Bürgermeister "Diener der Wiener Bevölkerung" zu sein. Dem aktuellen Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) schenkte er ordentlich ein, dieser habe Wien "heruntergewirtschaftet", wegen der "rot-grünen Aristokratie" gebe es die höchste Arbeitslosigkeit. Er hingegen versprach, Arbeitsplätze sicherzustellen, in dem er sektorale Arbeitsmarktschließungen durchführen werde: "Wir bestimmen, wen wir für welche Branche hereinlassen."

Sicherheitswachebeamte

Ansonsten kamen bekannte Themen: Strache forderte mehr sozialen Wohnbau, Schulsanierungen und 1500 Sicherheitswachebeamte, die direkt ihm unterstellt würden. Gleichzeitig kritisierte er die "Subventionitis an rot-grüne Vereine" und empörte sich über die Ampelpärchen. "Geht uns allen sichtbar besser, seit es sie gibt", höhnte er.

In der Frage der Flüchtlinge forderte er wieder die Errichtung von Grenzzäunen. Um das eigene Haus herum habe man schließlich auch einen Zaun. Helfen solle man Flüchtlingen aus Kriegsgebieten, nicht aber Wirtschaftsflüchtlingen, die dann eine Integration verweigerten. Davon sieht er viele Beispiele in Wien, die sich etwa nicht an Bräuche wie Weihnachten oder das Kreuz in Schulklassen hielten. "Wer glaubt, uns diese wegnehmen zu können, der soll besser heute als morgen das Land verlassen."

"Alle eine Stimme"

Bevor zum Abschluss blauer Konfetti-Regen in die Luft gewirbelt wurde und die Bundeshymne ertönte – gesungen mit dem alten Text ohne Töchter – appellierte Strache noch an die Zuhörer, wählen zu gehen, um ihn zum Bürgermeister zu machen: "Ihr habt alle die gleiche Kraft wie ich. Wir haben alle eine Stimme." (Rosa Winkler-Hermaden, 4.9.2015)