Sinnvoll beim Training: Kilometermarkierungen ...

Foto: privat

... auf Laufrouten, hier am Wiener Donaukanal.

Foto: Thomas Rottenberg

Ob wir die Bodenmarkierungen gesehen hätten, fragte C. Und wenn ja, dann habe er eine Frage: Ob uns da etwas aufgefallen sei? Schließlich, so schrieb C., seien wir ja vergangene Woche mit offenen Augen durch Wien gelaufen und da auch an "seinen" Zeichen vorbeigekommen.

Die Sache, erklärte C. in seinem Mail, sei die: Auch er laufe. Irgendwann, vor einigen Jahren, habe er sich – auf dem Weg zum so praktisch durchmarkierten Betonstreifen Hauptallee – gefragt, was eigentlich dagegen spräche, seinen Weg dorthin ebenso zu nummerieren. Also mit Kilometerangaben zu versehen: Auch am Donaukanal würden etliche Leute strukturiert trainieren. Also habe er sich an "die Stadt" gewandt. Vor vier Jahren, am 15. Juni 2011:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

als begeisterter Hobbyläufer … laufe ich (oft) entlang des Donaukanals … Was mir jedoch fehlt, sind Kilometermarkierungen entlang der Strecke. …: wäre es möglich, entlang des Donaukanals einfache Kilometermarkierungen … anzubringen? …

Vielen Dank für Ihre Antwort!

Mit herzlichen Grüßen,

C"

Natürlich hatte C. gehofft, dass "die Stadt" antworten würde. Aber dass sie es so schnell – schon am 17. Juni – tun würde, verblüffte ihn dann einigermaßen.

"Sehr geehrter Herr C!

Die MA 45 – Wiener Gewässer bedankt sich für Ihre Anfrage und erlaubt sich mitzuteilen, dass wir diese an die Magistratsabteilung 28, Donaukanalkoordination zur weiteren Bearbeitung weiterleiten. …

Mit freundlichen Grüßen,

T

Beschwerdemanagement

Stabsstelle Strategie u. Koordination"

Foto: Thomas Rottenberg

Der Bürger wird bei "weitere Bearbeitung" und "weiterleiten" stutzig: Meist heißt das "Rundablage". Doch schon am 20. Juni ging es weiter. Mittlerweile hatte C.s Begehr eine amtliche Titelzeile bekommen: "Betreff: AW: MA 45 – SK 2489/11 | Kilometrierung DK, C."

"Sehr geehrter Herr C!

Im Namen des Donaukanalkoordinators darf ich mich für Ihre Idee zur weiteren Aufwertung des Donaukanal herzlich bedanken. Ihre Anfragen wurde uns zur Koordination und Zusammenfassung weitergeleitet.

Die fachliche Zuständigkeit für den Großteil der Wegeflächen am Donaukanal obliegt der MA 42, die sich wiederum dezentralen Mitteln (Bezirksgeldern) zur Bedeckung der Wegeerhaltungsmaßnahmen und Investitionen bedient. Somit sind die vorgeschlagenen Maßnahmen mit den zuständigen Gartenbezirken der MA 42 abzustimmen. Im innerstädtischen Bereich (bei den Kaimauern) ist parallel dazu auch die Donauhochwasserschutzkonkurrenz (DHK) mit derartigen Maßnahmen zu befassen. Da die MA 45 den Vertreter der Stadt Wien bei der DHK stellt, werde ich auch dorthin ein Ersuchen um Stellungnahme richten.

Die eintreffenden Stellungnahmen werde ich dann schnellstmöglich zusammenfassen und an Sie weiterleiten.

Mit besten Grüßen

Ing. G

Leiter Stabstelle Interne Revision

Referent Geschäftsstelle Projektkoordination und Sonderaufgaben"

C. brummte der Kopf. Er hatte doch nur an ein paar Striche auf dem Asphalt gedacht. Doch einmal in Bewegung, nimmt Verwaltung Fahrt auf – und beschäftigt sich mit sich selbst. C verabschiedete sich von seiner Idee.

Zu Unrecht: Vier Wochen später, am 14. Juli 2011, kam wieder Post vom Amt "Leiter Stabstelle Interne Revision Referent Geschäftsstelle Projektkoordination und Sonderaufgaben".


"Sehr geehrter Herr C!

Ich darf mich nun mit einem Ergebnis hinsichtlich Ihres Vorschlages um Markierung der Kilometrierung an den Donaukanalbegleitwegen bei Ihnen melden.

Die MA 42 als Erhalter der betroffenen Begleitwege hat Ihre Anregung aufgegriffen und wird die Arbeiten in Kürze beauftragen.

Falls sie dazu detaillierte Fragen haben darf ich Sie an den zuständigen Gartenbezirksleiter

Ing. GDezernat 6 / GB 2
verweisen.
Wir hoffen Ihrem Anliegen entsprochen zu haben!

Mit besten Grüßen

Ing. A. G.

Leiter Stabstelle Interne Revision

Referent Geschäftsstelle Projektkoordination und Sonderaufgaben"

C. war sprachlos. Erst recht, als ein paar Wochen später im neunten Bezirk tatsächlich Striche mit Kilometerzahlen am Kanal auftauchten. Seit 2011 sind zigtausende Menschen darübergetrampelt. Wind und Wetter hinterließen ebenfalls Spuren. Respektive: verwischten sie. Umso mehr freute sich C., als "seine" Markierungen unlängst wieder in alter und neuer Frische erstrahlten. Doch: Irgendetwas war jetzt anders.

Foto: Thomas Rottenberg

"Sehr geehrter Herr Ing. G,

wir hatten im Jahr 2011 bereits einmal Kontakt. Ich hatte damals angeregt, auf dem Donaukanal KM-Markierungen für Läufer anzubringen …

Doch diese Markierungen sind mit der Zeit verblasst. Die meisten sind nicht mehr zu erkennen.

Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, dass vor einigen Wochen nun neue Markierungen angebracht wurden. Diesmal sogar mit 100-Meter-Abständen und sogar einer numerischen Kilometrierung.

Doch es scheint, als ob hier mittendrin mit den Arbeiten aufgehört wurde: Die Markierung beginnt flussaufwärts links kurz nach dem Flex (ich glaube, mit 5,1 km) und endet kurz nach der Spittelau mit der Markierung 3,2 km. Danach gibt es nur mehr kleine gelbe Markierungen, die aber schon älter sein dürften. Die bisherige Markierung (Foto) ging von der Friedensbrücke bis zur Schemerlbrücke; was einer Strecke von vier Kilometern entspricht. Die neuen 100er-Markierungen haben sich jedoch nicht an der bisherigen Markierung orientiert.

Das Ergebnis aktuell: ein undurchsichtiger Fleckerlteppich an Markierungen, die überhaupt nicht zusammenpassen.

Wäre es möglich … hier eine stringente und logische Vereinheitlichung zu schaffen? Vielleicht könnte man ja die neue 100er-Markierung bis zur Schemerlbrücke durchziehen?

Besten Dank

C"

Foto: Thomas Rottenberg

Damit hatte C. "die Stadt" am falschen Fuß erwischt. So einfach ist die Sache nämlich nicht, erklärte ihm der "Leiter Stabstelle …" (und so weiter) umgehend (am 26. Juni 2015) und sehr höflich, aber bestimmt.

"Sehr geehrter Herr C,

vorweg darf ich Ihnen dafür danken, dass Sie sich mit der Weiterentwicklung dieses Naherholungs- und Freizeitgestaltungsgebietes auseinandersetzen!

Bei den von Ihnen wahrgenommenen neuen Markierungen handelt es sich um die Visualisierung der auch im Bereich der Schifffahrt verwendeten Kilometrierung des Donaukanals – in diesem Falle beginnen diese mit der Bezirksgrenze des 9. Bezirkes und enden auch mit dieser bei der Rossauer Brücke. Diese Kilometrierung kann sowohl SportlerInnen bei der Leistungsmessung behilflich sein, als auch später im Rahmen eines übergeordneten Leitsystems die aktuelle Position der Besucherin leicht erkennbar machen.

Der Grund, warum derzeit nur im 9. Bezirk eine derartige Kilometrierung angebracht wurde, liegt in der dezentralen Eigenverwaltung der Bezirke und der damit verbundenen Bereitstellung entsprechender Mittel (in diesem Fall machte der 9. Bezirk, wie auch bei anderen Angeboten am Donaukanal Pionierarbeit, über die wir sehr froh sind!).

Unser Bemühen von Seiten der Koordinationsstelle ist nun, diese Grundlage (Basismarkierung – Kilometrierung) für ein späteres Leitsystem möglichst am ganzen Donaukanal (zumindest aber jedenfalls im urbanen Abschnitt) zu realisieren. Vorab soll jedoch noch ein Detailkonzept (Ausgestaltung, Informationsgehaltes, etc.) zum zukünftigen Leitsystem erstellt werden.

Der von Ihnen wahrgenommene "Fleckerlteppich" sollte dann der Vergangenheit angehören.

Ich hoffe sie umfassend informiert zu haben!

Mit besten Grüßen

Ing A. G.

Leiter Stabstelle Interne Revision
Geschäftsstelle Projektkoordination und Sonderaufgaben"

Foto: Thomas Rottenberg

Vergangenen Montag schaute ich dann bewusst. Tatsächlich: Oberhalb vom Flex beginnen schlagartig 100-Meter-Markierungen. Nicht bei null. Bei keiner vollen Zahl. Einfach so. Weiße Striche. Irgendwann enden sie – und wechseln auf gelbe volle Kiometerstriche. Und auch wenn Millimeter-Fizzelei wurscht ist: Der weiße und der gelbe Strich für den gleichen Kilometer liegen gut 30 Zentimeter auseinander. Ein oder zwei gelbe Striche später ist es dann vorbei.

So wie C. fühle ich mich nun zwar "umfassend informiert" – aber den Sinn und den für das weniger "umfassend informierte" Publikum erkennbaren Nutzen der Maßnahme kann ich nur mehr schwer ausmachen. Aber darum geht es ja nicht. (Thomas Rottenberg, 20.8.2015)