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Kathrin Zettel blickt in eine ruhigere Zukunft.

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ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel verliert in Zettel seine "Lieblingsrennläuferin".

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Wien – Jetzt ist schon wieder eine weg. Es rennt der Schmäh, dass Anna Fenninger bald ein Trainerteam für sich allein hat. Das ist natürlich Unsinn. Es gibt ja zum Beispiel noch eine Elisabeth Görgl, eine Cornelia Hütter, eine Michaela Kirchgasser. Aber eine Kathrin Zettel – die gibt es nicht mehr. Zumindest nicht mehr als Skirennläuferin. Am Montag gab Leodegar Pruschak, Marketing-Chef von Zettels Sponsor Raiffeisen, in Wien bekannt, was eigentlich schon bekannt war. Eine Pressekonferenz in der Hauptstadt wird eher nicht einberufen, wenn man seine Karriere fortsetzt.

Ein Film wird eingespielt: die Höhepunkte der Zettel'schen Karriere. Bei den Szenen von Sotschi 2014 muss die 28-Jährige ein paar Tränen verdrücken. Bronze gewann sie im Slalom. Zettel: "Sehr emotional." 50 Podestplätze, neun Weltcup-Siege, drei WM-Medaillen und eine Olympiamedaille holte die Niederösterreicherin aus Göstling im Laufe ihrer elf Jahre dauernden Karriere. Aber neben den emotionalen Momenten hatte sie auch "schwere Zeiten". Zettels Körper ist ein mitgenommener. Jahrelang machten ihr Hüfte und linkes Knie Probleme. "Danke, aber es geht leider nicht mehr", sagte sie am Montag.

Ständige Schmerzen

"Ich habe versucht, mich zu erholen. Das ist zu einem großen Teil gelungen, aber nicht zu 100 Prozent." Von einem Sturz bei der Kombinationsabfahrt in Tarvis 2007 erfing sich Zettel nie mehr vollständig. Häufig fuhr sie unter Schmerzen. "Es ist von Jahr zu Jahr schlechter geworden." Im Frühjahr 2014 entschloss sie sich noch einmal zu einer Arthroskopie. "Aus Verzweiflung", wie sie sagt. Dann ging es wieder einigermaßen. Bis Jänner 2015. "Die Überlastungserscheinungen auf der Hüfte waren zu stark." Für den Riesentorlauf beim Weltcupfinale in Méribel musste sie passen. "Es war unmöglich von den Schmerzen her." In zweiten Durchgängen seien Kraft und Koordination weg gewesen. "Ich konnte den Druck eines Schwunges nicht mehr halten."

Jetzt, sagt Zettel, freue sie sich auf ein neues, ein anders Leben. "Ich bin gespannt, was auf mich zukommt." Sie will sich um einen Job umschauen. Aber vorerst will sie die Zeit genießen. Mit ihrem Partner baut sie "ein schönes Häuschen". "Und irgendwann", sagt sie, "steht auch eine Familie auf dem Plan."

Schon jetzt kann sie stolz auf ihre Karriere zurückblicken. Der Superkombi-WM-Titel in Val d'Isère 2009 und Olympia-Bronze stechen hervor. Im Weltcup war Zettel, Spezialistin für Slalom und Riesentorlauf, ein Muster an Konstanz. In 209 Rennen fuhr sie 119-mal in die Top-Ten. Nach Marlies Schild im Herbst 2014 und Nicole Hosp vor sechs Wochen verlieren die ÖSV-Damen ihre nächste Erfolgsläuferin.

Pum tut's leid

"Die vielen Rücktritte machen meine Haare nicht weniger grau", sagt Hans Pum, ÖSV-Sportdirektor. Um Zettel täte es ihm wirklich leid. "Sie ist viel zu jung." Er habe immer wieder gesehen, "wie sie wie eine Löwin um ihre Karriere gekämpft hat". ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel verliert in Zettel "meine Lieblingsrennläuferin. Wir waren immer ein schönes Paar", sagt er schmunzelnd.

Aber Schröcksnadel hat noch Anna Fenninger. Der Disput mit dem Aushängeschild ist ja offiziell geklärt. Zettel sagt, sie habe nicht alle Kritikpunkte Fenningers verstanden. "Aber vielleicht ist sie auch beeinflusst worden."

Zettels Rücktrittspläne wurden vor einigen Wochen konkret. Der Präsident hätte sie gerne noch umgestimmt. Aber keine Chance. "Es ist an der Zeit", sagt Zettel. "Du kannst mich jederzeit anrufen", sagt ihr der Präsident. "Meine Nummer hast du ja." (Birgit Riezinger, 13.7.2015)