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FPÖ-Landesparteichef Johann Tschürtz und Landeshauptmann Hans Niessl vor Beginn der Koalitionsverhandlungen.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Franz Steindl, der die pannonischen Schwarzen durch drei Landtagsperioden geführt hat, ist – erwartungsgemäß – am Donnerstagabend zurückgetreten. Er macht Platz für seinen einstigen Büroleiter, den Eisenstädter Bürgermeister Thomas Steiner, der nun also die harte Bank eines Oppositionführers drücken wird. Steiner habe es sich, hieß es im Umfeld der Eisenstädter Julius-Raab-Straße, mit seiner Entscheidung nicht einfach gemacht. Auch andere Bewerber für den harten Vorsitz habe es gegeben. Aber dem Ex-Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovits empfanden vielen dann wohl eher als zusätzliches Risiko.

Will man den rotgefiederten Spatzen glauben, was sie von den Eisenstädter Dächern pfeifen, dann haben sich die Schwarzen selber ein Haxl gestellt. Zwar darf man solches Pfeifen ruhig zu jenen Mystifikationsversuchen rechnen, die später einmal die Geschichte schreiben sollen. Aber tatsächlich war es erstaunlich, dem Generalbevollmächtigten Hans Niessl einen gegenüberzusetzen, den man streng an die Kandare der Bünde genommen hat.

"Die Schwarzen haben auch klargemacht", so einer aus dem Verhandlungsteam, "dass sie mit allen reden wollen." Im roten Team habe man den Eindruck gehabt, die Zeit dränge. Zudem verdichtete sich beidseitig das Gefühl, einander endlich loswerden zu können. Mit etwas Augenzwinkern zitierte ein historisch versierter Roter den schwarzen Andreas Kohl des Jahres 2000. "Endlich müssma die schwarzen Gfriesa nimmer sehen."

Man lief also geradezu vor die TV-Kameras, um der Nation – also auch Kanzler Faymann und Bürgermeister Häupl – zu verkünden, dass man mit Blau nun aber echt reden werde. Wobei das Eingemachte schon am Mittwoch bei der einen oder anderen blaufränkischen Zuprostung fixiert worden ist, wie zu Fronleichnam nach den jeweiligen Umgängen von den Eisenstädter Dächern gepfiffen wurde.

Demnach würden – unter Beibehaltung der siebenköpfigen Regierung – zwei Ressorts an die Blauen gehen. Johann Tschürtz, der sich als Soziallandesrat in Stellung gebracht hat, wird wohl auch Landeshauptmann-Stellvertreter werden. Ein zweites Ressort könnte an Géza Molnár gehen, der vor zwei Jahren im Unfrieden aus der blauen Klubdirektion geschieden ist.

Zusätzlich handelt man Ilse Benkö – die "blaue Lady", deren Musikvideo ein veritabler Youtube-Hit geworden war – als Landtagspräsidentin. Dabei ist, so einer der Rotgefiederten, "uns schon klar, dass wir diesen Leuten helfen müssen". Ein Ausrutschenlassen in ehemals schwarzen Ressorts wäre nicht nur für Blau verheerend.

Das Verheerende für Rot ist allerdings sowieso evident. Die von Hans Niessl im Wahlkampf stets aufgeworfene Frage, wieweit sich das sozialdemokratische Bäumchen rechts hinunterbiegen lässt, ohne zu brechen, harrt nun einer raschen Antwort. Die pannonische Parteijugend hat am gestrigen Fronleichnamstag dazu – mag sein betreten – geschwiegen. Sie hat wie die als aufrechte Linke geltende Bundesrätin Inge Posch-Gruska im Parteivorstand der Generalbevollmächtigung Hans Niessl zugestimmt. Auch mit der Option FPÖ. "Um ihm Stärke mitzugeben. Aber die Schnelligkeit, mit der man sich einig wurde, da war ich schon überrascht." (Wolfgang Weisgram, 4.6.2015)