Satya Nadella will Microsoft wieder Innovationskraft einhauchen und auf die Siegerstraße bringen.

Jahrelang hatte Todd Holmdahl, Hardware-Experte bei Microsoft und sein Team mit mehr als hundert Mitarbeitern an deren Erfindung namens HoloLens gearbeitet. Ein Großteil der Arbeitsgruppe glaubte fest an das Potential ihrer Entdeckung, doch bei der erstmaligen Präsentation vor der Chefetage, befürchtete die Mehrheit, dass es wohl keine Fortführung des Projekts gibt. Zuvor hatte es bei Microsoft einige Kündigungen und Einsparungen gegeben. Doch Satya Nadella zeigte sich begeistert und kündigte weitere Unterstützung für das Team an: "Wir machen das!".

Microsoft hat sich verändert

Diese Reaktion zeigt, wie sich Microsoft unter dem neuernannten Chef Satya Nadella verändert hat. Anstatt sich auf die Cashcows zu konzentrieren, will das Unternehmen wieder mit Innovation punkten. Auch bei der Entwicklerkonferenz Build 2015 verdeutlichte Nadella, wie sich die Firma unter seiner Führung verändert: So setzt Microsoft voll auf eine Multiplattform-Strategie. Apps für iOS oder Android sollen deutlich einfacher für Windows konvertiert werden. Früher undenkbar bei Microsoft.

"Haben von Apple gelernt"

Kürzlich gab Nadella etwa bei einem Interview an, dass das Unternehmen und er von Fehlern aus der Vergangenheit gelernt haben. Das Unternehmen muss einerseits an Produkten arbeiten, die nicht nur gut aussehen sondern auch gut funktionieren und anderseits daran arbeiten, dass sowohl Hardware, Software als auch Online-Services perfekt miteinander harmonieren. In gewisser Hinsicht habe das Unternehmen hier von Apple gelernt, gab der 47-Jährige an, der seit 1992 bei Microsoft arbeitet.

Neuanfang unter Nadella

Bereits heute ist Nadellas Microsoft anders als jenes unter Steve Ballmer, dem Ex-CEO des IT-Riesens. Unter Ballmer gab es innerhalb der Firma etliche Systeme für die Entwicklung von Software. Seit Nadella ist nur mehr eines im Einsatz. Auch die Zusammenarbeit der Forschungs- mit der Produkt-Engineering-Abteilung wurde von dem 47-Jährigen ausgebaut und forciert. Zuletzt nimmt Nadella auch die Konkurrenz ernst und strebt auch Zusammenarbeit an. Etwa mit Microsoft Office auf iOS- und Android-Geräten. Ballmer hatte bei der Vorstellung des iPhones über das Konkurrenzprodukt noch gespottet.

"Nur Durchschnitt"

Insgesamt muss jedoch erwähnt werden, dass Nadella kein sinkendes Schiff übernommen hat. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen etwa 22 Milliarden Dollar Gewinn. Doch die goldenen Zeiten, als alle Welt nach Redmond zu Microsoft aufgrund deren Innovationskraft schaute, sind vorbei. Hier haben Apple, Google und Facebook vorübergehend übernommen. Dem ist sich auch Nadella bewusst: "Ich denke, dass es uns nicht mehr geben würde, wenn wir nur Fehler machen. Die vergangenen fünf Jahre waren allerdings Durchschnitt und nicht derart großartig wie beispielsweise bei Apple".

Innovation soll ankommen

Der Innovationskraft des Unternehmens will sich Nadella nun annehmen. Im vergangenen Jahr gab Microsoft etwa 11,4 Milliarden Dollar allein für deren Forschungsabteilung aus. Hohe Ausgaben bedeuten allerdings nicht zwingend Erfolg. Microsoft war etwa eines der ersten Unternehmen mit einer eigenen Software für Smartphones. Als die Smartwatch für viele kein Begriff war, experimentierte der IT-Riese bereits mit Computern auf dem Handgelenk. Um verlorener Innovation entgegenzuwirken, setzte Nadella den ersten Schritt mit einer engeren Zusammenarbeit der Forschungs- mit der Produkt-Engineering-Abteilung. Weitere Maßnahmen sollen folgen.

HoloLens soll nicht Google Glass werden

Mit HoloLens will das Unternehmen nun wieder Muskeln zeigen. Die Konkurrenz ist allerdings bereits jetzt groß: Facebook, Google, Valve und Sony arbeiten bereits an ähnlichen Virtual-Reality-Lösungen. Dementsprechend groß sind auch die Zweifel, ob sich Microsoft in dem harten Wettbewerb durchsetzen kann. Schließlich soll HoloLens auch deutlich mehr kosten. Auch Nadella zeigt sich vorsichtig: "Ich will unser Produkt nicht derart hochjubeln wie etwa Google Glass. Ich will, dass wir uns bewusst werden, was HoloLens ist".

"Kampf um das Smartphone verloren"

Ob HoloLens ein Erfolg oder Misserfolg wird, wird sich weisen. Fakt ist, dass Microsoft nicht mehr der Konkurrenz hinterherläuft, sondern diese mit Innovation bekämpft. Dass das Unternehmen trotzdem noch viel Arbeit vor sich hat, sieht Brad Silverberg, ehemalige Führungskraft bei dem IT-Riesen: "Der Kampf um die Smartphone-Krone wurde bereits ausgetragen und verloren. Nun muss Microsoft die Spielregeln bestimmen". (dk, 02.05.2015)