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Lebensmittelhändler setzen zunehmend auch auf Elektronikprodukte.

Foto: AP Photo/Matthias Rietschel

Die Nachricht, dass Hofer das iPhone 5c verkauft, hat im März hohe Wellen geschlagen. Elektronikprodukte bietet der Diskonter schon länger an. Bislang befanden sich darunter aber nicht die sonst im hochpreisigen Segment angesiedelten Apple-Geräte. Gewinn dürfte das Unternehmen damit nicht gemacht haben. Davon geht jedenfalls Günter Neubauer, CEO des österreichischen IT-Großhändlers Omega, aus. "Hofer hat am iPhone sicher nichts verdient", lautet seine Einschätzung. Dennoch rechnet er damit, dass Lebensmittelhändler wie Hofer oder Spar in Zukunft stärker auf den Verkauf von Elektronik setzen.

Kundenlockmittel

"Der einzige, der an Apple verdient ist Apple selbst", so Neubauer. Für Hofer dürfte es seiner Einschätzung nach nur eine Strategie gewesen sein, um mehr Kunden in die Geschäfte zu bringen und auf sein neues Mobilfunkangebot Hot aufmerksam zu machen. Ob und wie viel Hofer an den iPhones verdient hat, gibt das Unternehmen selbst nicht bekannt. Die Aktion scheint sich auf die eine oder andere Weise dennoch ausgezahlt zu haben. "Wir sind darum bemüht, weitere Aktionen mit Apple noch im heurigen Jahr durchzuführen", heißt es auf Nachfrage. Die Branche hat den Start von Hot und die Aktion genau beobachtet. A1 zog kürzlich nach und bietet nun generalüberholte iPhone 5s über seine Billigschiene Bob an.

Letztendlich würden sich Lebensmittelhändler laut Neubauer in Zukunft verstärkt bemühen, Produkte verschiedener Marken anzubieten. Omega beliefert neben den klassischen Elektrofachhändlern wie Mediamarkt und Conrad auch Interspar und Kika/Leiner mit Elektrogeräten. Im Geschäftsjahr 2015, das am 31. März zu Ende gegangen ist, hat das Unternehmen, das auch IT-Dienstleitungen anbietet, einen Umsatz von 153 Millionen Euro eingefahren. 2016 sind 160 Millionen anvisiert.

Chance für den Fachhandel

Derzeit laufe der Verkauf von Tablets, Smartphones und Co im Lebensmittelhandel aber noch "unter der Wahrnehmungsschwelle". Neubauer schätzt den Markt im Consumer-Bereich auf zwei Prozent ein - mit Wachstumspotenzial. Milch, Brot, Nudeln, ein Tablet - solche Einkaufslisten könnten in Zukunft bei mehreren Supermärkten am Plan stehen.

Dass die Diskonter klassische IT-Händler verdrängen, glaubt Neubauer nicht. Für den Fachhandel sieht er weiterhin Chancen, unter anderem im Business-Bereich und, weil Supermärkte nicht die logistischen Mittel für ein breites Angebot von Elektroprodukten hätten. Die klassischen Händler sind in den vergangenen Jahren vor allem durch das Internet stark unter Druck geraten. Überschattet wurde die Branche zuletzt durch die Pleiten von Niedermeyer und DiTech. Aber auch größere Ketten wie Mediamarkt/Saturn haben den Druck aus dem Web zu spüren bekommen. Spät aber doch habe man dort nun die Bedeutung des Online-Handels erkannt und investiere kräftig in den Bereich, sagt Neubauer.

Konkurrenz aus China

Auch wenn Mediamarkt/Saturn ihre Dual-Channel-Strategie nun verstärkt in Angriff nimmt, der IT-Riese Amazon wird so bald nicht einzuholen sein. Und selbst auf dem großen Konkurrenten lastet schon ein Schatten. Hersteller und Händler aus China drängen allmählich in die westlichen Märkte. Handelsriese Alibaba will nun in den USA Fuß fassen und zum Konkurrenten für Amazon heranwachsen.

Omega-CEO Neubauer sieht die Zeit für chinesische Unternehmen am europäischen Markt aber noch nicht gekommen. Dazu gebe es noch zu große Unterschiede. Als Beispiel nennt er die Verhandlungen mit einem großen chinesischen Hersteller, der ein Tablet in Österreich auf den Markt bringen wollte. Omega sollte als Distributor fungieren. Letztendlich scheiterten die Gespräche jedoch, weil der Hersteller keine Garantie auf den fix verbauten Akku geben wollte. Ob dahinter eine starre Unternehmensvorgabe steckt oder das Produkt der Garantie tatsächlich nicht Stand gehalten hätte, weiß Neubauer nicht. Seiner Meinung nach hätten chinesische Hersteller den europäischen Markt noch nicht verstanden. Aber das werde sich ändern.

Qualität als Unterscheidungsmerkmal

Europäische Hersteller und Händler könnten sich dann nur mehr durch höhere Qualität gegen die günstigen Produkte aus China abheben. Hier sieht Neubauer in den letzten Jahren durchaus Verbesserungen – auch beim Stichwort geplante Obsoleszenz. Dass Produkte nach einem gewissen Zeitraum plötzlich unerwartet den Geist aufgeben, habe er vor allem bei Computer-Monitoren beobachtet. Teilweise auch bei Laptops. Die gesteigerte Aufmerksamkeit für das Thema habe die Hersteller aber unter Druck gesetzt wieder stärker auf Qualität und langlebigere Produkte zu setzen. Dass man sich 30 Jahre lang auf eine Waschmaschine verlassen könne, gehöre aber dennoch der Vergangenheit an. (Birgit Riegler, 11.5.2015)