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An der Absturzstelle in Frankreich erinnern Flaggen an die Nationalitäten der 150 Todesopfer. Die Lufthansa stellt für die Angehörigen jedes Verstorbenen 50.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung.

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Schwierige Suche in unwegsamem Gelände.

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Es sind keine Spekulationen in Medien, sondern Informationen der Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Andreas L., der vor einer Woche einen Germanwings-Airbus absichtlich in eine Felswand geflogen haben soll, war vor seiner Ausbildung zum Berufspiloten als selbstmordgefährdet eingestuft und befand sich deshalb in psychiatrischer Behandlung.

"Im Folgezeitraum und bis zuletzt haben weitere Besuche bei Fachärzten für Neurologie und Psychiatrie mit entsprechenden Krankschreibungen stattgefunden, ohne dass dabei allerdings Suizidalität oder Fremdaggressivität attestiert worden ist", heißt es in der am Montag veröffentlichten Mitteilung.

Dies rückt nun die Frage in den Mittelpunkt, wie es L. mit dieser Vorgeschichte in ein Cockpit der Lufthansa-Tochter geschafft hat. "Sie sind die besten Piloten der Welt", hat Airline-Chef Carsten Spohr vor einigen Tagen noch über die Flugkapitäne seines Konzerns gesagt und auch die Ausbildung als eine der exzellentesten weltweit gepriesen.

Staatsanwalt in der Kritik

Der französische Staatsanwalt Brice Robin gerät derweil wegen seiner Informationspolitik in die Kritik. Umstritten ist vor allem, ob er das französische Personenrecht verletzte, als er vergangene Woche bei einer Pressekonferenz den Namen des Copiloten nannte und sogar buchstabierte.

Die Pariser Onlinezeitschrift Mediapart fragt, ob sich Robin bei der Pressekonferenz nicht etwas "vorschnell" geäußert habe. Auch ein langjähriger Air-France-Pilot stellte im französischen Fernsehsender Canal Plus zentrale Aussagen Robins infrage. So meinte Gérard Arnouy, der Atem des Copiloten könne auf einem Stimmrekorder höchstens mit einer komplizierten Frequenzverstärkung hörbar sein.

Darüber hätten die Ermittler nach einer Nacht sicher nicht verfügt. Auch sei uneinsichtig, wie Robin gehört haben wolle, dass der Copilot den Sinkflug einleitete: Das Umlegen des Hebels mache keinerlei Lärm. Zweifel gibt es zudem an Robins Behauptung, aus der Kabine seien erst kurz vor dem Crash Schreie zu hören gewesen. Neuen Enthüllungen zufolge dauerten sie mehrere Minuten lang.

Der Angesprochene scheint sich bewusst zu werden, dass er zu weit gegangen sein könnte. Aus der Staatsanwaltschaft verlautete, es werde auch wegen eines möglichen technischen Defekts des Airbus A320 ermittelt.

Laut einem Handelsblatt-Bericht hat das Versichererkonsortium der Lufthansa-Gruppe wegen möglicher Schadensersatzforderungen 275 Millionen Euro an Rückstellungen gebildet. Das sei fast das Doppelte der üblicherweise kalkulierten Summe. (Birgit Baumann aus Berlin Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, 31.3.2015)