ORF-Sportchef Hans Peter Trost, hier bei den Medientagen 2011: "Eine Fußball-WM im Winter ist eine Farce."

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Wien - Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar 2022 wirft viele Schatten voraus. Neben der politischen Dimension sorgt auch der avisierte Termin für heftige Kritik. Um eine Kollision mit unerträglicher Sommerhitze und den Olympischen Winterspielen zu vermeiden, quetscht die FIFA, der Fußball-Weltverband, das Großereignis in die Monate November und Dezember. Das Finale soll am 23. Dezember über die Bühne gehen.

Wenig Freude mit "Fußball-Winterspielen" hat ORF-Sportchef Hans Peter Trost: "Eine Fußball-WM im Winter ist eine Farce", kritisiert er. Torpediert würden wichtige Skirennen wie die Bewerbe in Nordamerika, aber auch Klassiker wie Val d’Isère und Gröden. Dazu gesellen sich noch Sportarten wie Skispringen, Nordische Kombination oder Biathlon.

"Würden eine Lösung finden"

Eine Wintersportnation wie Österreich und jenem Sender, der die quotenträchtigen Rennen ins rechte Bild rückt, schmerzt das natürlich. Wie der ORF darauf reagieren wird, kann Trost derStandard.at noch nicht sagen; nur so viel: "In dieser Gleichung gibt es noch zu viele unbekannte Variablen, um eine seriöse Aussage treffen zu können. Im Sinne unseres sportbegeisterten Publikums würden wir aber Lösungen finden, da bin ich zuversichtlich."

Heftige Kritik übt auch ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel. Im STANDARD-Interview befürchtet er massive Verluste für den Skizirkus: "Ein Witz ist das. Katar 2022 ist ein einziger Witz." Schröcksnadel geht von Quoten- und Einnahmenverlusten aus. Von einer Pause des Skiweltcups, um König Fußball den Thron alleine zu überlassen, will er aber nichts wissen: "Ausgeschlossen. Die Zeit vor Weihnachten ist eine ganz wichtige Phase für uns, für unsere Partner, für die Industrie."

ARD und ZDF: "Parallelitäten"

Nicht gerade erfreut reagieren auch die deutschen Sender ARD und ZDF, die sich die Übertragungsrechte für Deutschland gesichert haben. "Wenn es so kommt, wird es Parallelitäten geben", sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz zur FAZ: "Das ist genau der Zeitraum, in dem wir richtig mit den Übertragungen des Wintersports anfangen." Auswirkungen auf das erworbene Rechtepaket sieht er aber keine: "Das ändert an unserem Vertrag nichts."

Für weltmeisterschaftliches Ballestern im Zeitraum von 26. November bis 23. Dezember 2022 hatte sich am Dienstag die Taskforce der FIFA bei ihrer Sitzung in Doha ausgesprochen. Der Termin muss noch von der FIFA-Exekutive am 19./20. März abgesegnet werden. (omark, derStandard.at, 26.2.2015)