Bild nicht mehr verfügbar.

Der Klimawandel findet statt, das belegen schon all die Hochgebirgsgletscher, die immer mehr schneller an Substanz verlieren. Der Pastoruri-Gletscher in den peruanischen Anden etwa hat sich seit 1980 um fast 600 Meter zurück gezogen.

Foto: AP Photo/Karel Navarro

Hamburg - Die Erdoberfläche hat sich in den vergangenen 15 Jahren nicht so stark erwärmt wie in Klimamodellen vorhergesagt. Das liegt nach Ansicht von Forschern aber nicht an mangelhaften Modellen, sondern an den zufälligen Klimaschwankungen.

Das ist das Ergebnis einer statistischen Analyse von Forschern des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie (MPI)und der englischen Universität Leeds im Fachblatt "Nature". Die Behauptung, Klimamodelle würden die Erwärmung durch zunehmende Treibhausgase systematisch überschätzen, sei falsch, so die Grundaussage der Wissenschafter.

Im Großen und Ganzen würden simulierte Trends und Beobachtungen übereinstimmen. "Die Erderwärmung wird am Ende dieses Jahrhunderts also höchstwahrscheinlich gravierende Ausmaße erreicht haben - wenn die Weltgemeinschaft nicht endlich beherzt dagegen vorgeht", schreiben die Autoren.

Diskrepanzen im Blick

Nachbesserungen bei den Modellen zur Klimaentwicklung gibt es allerdings immer wieder: Erst kürzlich hatten US-Forscher in "Nature" berichtet, dass der Meeresspiegel im vergangenen Jahrhundert insgesamt womöglich weniger stark angestiegen ist als bisher angenommen. Dies hatte eine Neuauswertung der vorhandenen Messdaten ergeben. Seit etwa 1993 sei der Meeresspiegel dann aber erheblich stärker angestiegen als in den Jahrzehnten zuvor, hieß es in der Studie.

Auch bei den Temperaturen gab es zumindest in den vergangenen Jahren auffällige Diskrepanzen: Etwa seit Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Temperatur der Erdoberfläche nur um etwa 0,06 Grad Celsius und somit viel schwächer gestiegen, als die im IPCC-Klimabericht berücksichtigten Modellsimulationen vorhergesagt hatten. Dieser Erwärmungspause wurde in der aktuellen statistischen Analyse nun nachgegangen.

Die Forscher verglichen dazu in einem ersten Schritt 114 Simulationen mit den tatsächlichen Beobachtungen. Die Frage war, ob die Simulationen zu empfindlich sind, gewisse Faktoren zu stark gewichten und darum zu starke Erwärmungen vorhersagen. Wäre dies der Fall, müssten die empfindlichsten Modelle die stärkste Erwärmung vorhersagen, sagt Jochen Marotzke vom MPI. Davon könne aber keine Rede sein. Vor allem reagierten sie nicht prinzipiell zu empfindlich auf eine Erhöhung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre. Vielmehr seien es Chaos und Zufall im Wettergeschehen, die den Klimaforschern die Arbeit erschwerten.

Erwärmung auf lange Sicht

Doch warum kommen die Simulationen zu unterschiedlichen Ergebnissen? Neben dem Zufall kommen den Wissenschaftern zufolge drei physikalische Größen infrage: Da ist zunächst einmal die Menge an Strahlungsenergie, die auf der Erde zurückgehalten wird, zum Beispiel durch höhere CO2-Konzentrationen. Die Modelle gehen hier von unterschiedlichen Intensitäten aus. Die Modelle reagierten zudem unterschiedlich empfindlich auf solche Veränderungen der Strahlungsenergie.

Und drittens haben die Modelle verschiedene Annahmen, wie viel Temperatur die Ozeane - zumindest vorübergehend - speichern. Fazit: Keiner der physikalischen Gründe erklärt die Streuung der Prognosen und die Abweichung von den Messungen, der Zufall dagegen sehr wohl. "Langfristig können wir uns auf die Klimamodelle verlassen", sagte Marotzke. "Und diese sagen, dass die Erwärmung auf uns zukommt." (APA/red, derStandard.at, 1.2.2015)