Wien - Von einem schleichenden, doch stetigen Umbruch in Österreichs Einzelhandel berichten Hannes Lindner und Roman Schwarzenecker vom Beratungsunternehmen Standort+Markt: Innerstädtische Lagen - 22 von ihnen wurden für den jüngsten Sektor-Report untersucht - stünden zunehmend "auf dem Prüfstand"; insbesondere beim Segment Bekleidung hätten City-Lagen gegenüber Shoppingmalls das Nachsehen. "Internationale Ketten brauchen größere Flächen, als sie in Gründerzeithäusern in Einkaufsstraßen bekommen können, und sie verhandeln auch lieber mit Shoppingcenter-Managern als mit möglicherweise verhaltensoriginellen Hausbesitzern", so Lindner. Ziehe eine Kette aus einer Geschäftsstraße aus, könne die Fläche meist auch nicht adäquat nachbesetzt werden.

"Die Innenstadt ist zwar weiterhin attraktiv", bemühte sich Lindner um Zweckoptimismus. Schon jetzt stünden allerdings 65.000 Quadratmeter bzw. 4,1 Prozent der besten innerstädtischen Einkaufslagen in den 15 größten Städten leer, und es dürften in Zukunft noch mehr werden. Nur in Wien konnte die Leerstandsrate zuletzt etwas reduziert werden. Die geringste Quote weist die kürzlich umgebaute Meidlinger Hauptstraße auf, die bei 1,1 Prozent liegt. Villach markiert mit elf Prozent das untere Ende der Statistik. Zum Vergleich: In heimischen Shoppingcentern stehen aktuell 3,6 Prozent der Flächen leer.

Eine "bedenkliche Entwicklung" ist laut Lindner außerdem, dass in sogenannten "Fachmarktagglomerationen" am Stadtrand (mit "Big Boxes" wie Baumärkten, Einrichtungshäusern etc.) der Anteil an den Sektoren Lebensmittel, Gastronomie und Dienstleistungen sukzessive steigt - womit diese aus stadtplanerischer Sicht unerfreulichen Areale "immer mehr eine Nahversorgungsfunktion übernehmen - ob wir das wollen oder nicht". (mapu, DER STANDARD, 16.1.2015)