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Al-Jazeera-Reporter Peter Greste.

Foto: AP

Kairo - Vor einem Jahr klickten die Handschellen: Der Australier Peter Greste, Reporter für Al Jazeera, wurde gemeinsam mit dem Kairoer Bürochef Mohammed Abdel Fahmy und dem Producer Baher Mohammed verhaftet. Die Anschuldigung des ägyptischen Innenministeriums: "Verbreitung falscher Nachrichten, um die nationale Sicherheit zu beeinträchtigen"; außerdem hätten die Festgenommenen Verbindungen zu der erst in der Woche zuvor zur Terrororganisation erklärten Muslimbruderschaft.

Prozess wird neu aufgerollt

Ein Jahr nach der Festnahme wird der Prozess gegen die drei Journalisten, die in erster Instanz Haftstrafen bis zu zehn Jahren bekamen, nun neu aufgerollt. Auf freien Fuß gesetzt wurden sie aber nicht.

Der 49-jährige Greste, der neben seiner australischen auch die lettische Staatsbürgerschaft besitzt, könnte als Prototyp des außenpolitischen Reportes gelten: Nach dem Journalistikstudium in Brisbane 1984 arbeitete er zunächst für lokale TV-Sender, begann aber bald, sich für internationale Politik zu interessieren. 1991 packte er seine Sachen und klopfte bei der BBC in London an. "Hier bin ich!", soll er beim Bewerbungsgespräch gerufen haben. Er durfte bleiben.

Afghanistan und Serbien

Seine Karriere nahm 1995 Fahrt auf, als er für BBC und Reuters zunächst aus Afghanistan und dann aus Serbien berichtete. Zurück in London, bekam er einen Job bei BBC News 24, doch schon bald zog es ihn wieder ins Feld: Es folgten Stationen in Mexiko und Chile, wo er als Ein-Mann-Team filmte, berichtete und produzierte.

Mit dem Beginn der Nato-Operationen in Afghanistan kehrte er 2001 an den Hindukusch zurück. Später berichtete er als Freelancer - unter anderem für Al Jazeera - auch aus dem Nahen Osten, Lateinamerika, Südafrika und Kenia. Dort lernte er 2009 die Wildtierbiologin Paula Kahumbu kennen und heiratete sie 2010.

Somalia, Land der Anarchie

Für seine Dokumentation Somalia, Land of Anarchy erhielt er 2011 den amerikanischen Peabody Award - eine renommierte Auszeichnung, die auch schon Größen wie Walter Cronkite, Jon Stewart und Larry King bekommen haben.

Grestes Eltern Juris und Lois sind überzeugt, dass ihr Sohn niemals gemeinsame Sache mit Terroristen machen würde. Allenfalls sei Peter "ein Abenteurer, aber stets von einem starken Sinn für soziale Gerechtigkeit" geleitet - so wird Juris von der vor einigen Monaten ins Leben gerufenen Initiative "Free Peter Greste" zitiert. (Giuanluca Wallisch, DER STANDARD, 2.1.2014)