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Die Kirche habe in ihrer ganzen Geschichte ihre Lehre "nie verändert, sondern stets erweitert und vertieft", sagt Kardinal Schönborn.

Foto: APA/Herbert Neubauer

Wien/Rom - Im Vatikan beginnen mit kommendem Sonntag die "Familien-Wochen": 253 Bischöfe und Fachleute aus aller Welt diskutieren vom 5. bis 19. Oktober über "die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung". Österreichs Kirche ist bei der Synode durch Kardinal Christoph Schönborn vertreten.

Konkret stehen veränderte Lebensrealitäten und die Antwort der Kirche im Mittelpunkt der bisher dritten außerordentlichen Bischofssynode seit deren Einführung, die zugleich die erste im Pontifikat von Papst Franziskus ist. Beim bischöflichen Treffen werden aber jetzt nur Vorschläge gesammelt, während konkrete Leitlinien für die Seelsorge erst im Herbst 2015 im Rahmen einer weiteren, ordentlichen Vollversammlung der Bischofssynode folgen.

Am Montag dämpfte der Wiener Erzbischof gleich einmal die Erwartungen. Die nahende Bischofssynode zur Familienpastoral werde "den Blick der Kirche auf Ehe und Familie erweitern", an große Reformen glaubt er nicht. "Erwarten Sie nicht, dass der Papst die Lehre über die Ehe ändert", so die Botschaft des Kardinals. Schließlich habe die Kirche in ihrer ganzen Geschichte ihre Lehre "nie verändert, sondern stets erweitert und vertieft". Im Gegensatz zu früheren Sitzungen der Bischofssynode zielt die bevorstehende Familiensynode aber auf eine "echte Debatte".

Rosenkrieg auf Rücken der Kinder

In seinem eigenen Redebeitrag zur Synode werde er eintreten für wertschätzenden Umgang "mit jenen Situationen, die nicht der vollen Realität der sakramentalen christlichen Ehe entsprechen", kündigte Schönborn an. Konkret müsse die Kirche Antworten finden auf die Tatsache, dass viele Paare ohne Trauschein zusammenleben und oft erst beim Auftreten von Kindern die Eheschließung überlegen. Und er wolle in der Synode weiters die Aufmerksamkeit auf den Blick von Kindern lenken, die in Trennungen und Scheidungen zurückbleiben. Schönborn: "Wenn Eltern einen Rosenkrieg auf den Rücken der Kinder austragen, ist dies ein schweres Vergehen."

Ebenso sollten die Bischöfe nach den Vorstellungen Schönborns die Situation des zurückbleibenden Partners diskutieren. Es sei ein "Megaproblem", wenn jemand in einer Trennung nicht aus seiner Not herausfinde, "und unsere Großstädte sind voll von Menschen, die übrig bleiben aus gescheiterten Beziehungen", warnt Schönborn. (mro, DER STANDARD, 30.9.2014)