Wien - Arianna Huffington glaubt an die Zukunft des Journalismus, und zwar in vielen Facetten. Sowohl Print- wie Online-Angebote hätten ihre Berechtigung, erklärte sie am Dienstag in Wien. Für beide Formen gelte aber: "Wir müssen den Nutzer ins Zentrum stellen und ihm eine Plattform bieten, wo seine Stimme gehört wird." Wie dies gelingen könne, zeige die von ihr mitbegründete "Huffington Post".

Das Nachrichtenportal ging 2005 online, wurde 2011 an AOL verkauft und erhielt schließlich 2012 den renommierten Pulitzerpreis für eine Reportage über Kriegsveteranen, worauf die US-Unternehmerin gerne verweist. Der Expansionsweg der "Huffington Post" schreitet unterdessen munter voran: Im Herbst 2013 startete man etwa in Deutschland, mittlerweile gibt es elf Versionen weltweit. Eine australische und arabische Ausgabe werden in den kommenden Monaten folgen. "Wir wollen überall sein", formulierte Huffington entsprechend selbstbewusst.

Dass der Siegeszug der "Huffington Post" aber auch Kritiker auf den Plan rief, die sich über die Qualität des dort zum Teil von unbezahlten Freiwilligen verbreiteten Journalismus Gedanken machten, kostet Huffington selbst nur ein Lächeln. Schließlich gebe es Qualitätsstandards für alle Versionen, die auf "klassischen journalistischen Tugenden" basieren. "Wir müssen auch unsere Fehler, sofern es welche gibt, schnell und transparent ausbessern." Dies sei ein "konstanter Prozess der Verbesserung".

"Hybride" Zukunft des Journalismus

Die Zukunft des Journalismus bezeichnete sie indes als "hybrid": Neben einer traditionellen Form gelte es aus ihrer Sicht, auf "gute Nachrichten" zu setzen. "Wir rücken viel zu oft jene Dinge, die nicht funktionieren, ins Rampenlicht. Stattdessen sollten wir uns darauf konzentrieren, was funktioniert." Die Formel "good news" sei auch insofern erfolgsversprechend, als die Menschen diese Geschichten gerne teilen würden. "Daher ist der Plattformgedanke so wichtig."

Ein wesentliches Feature dabei ist für Medienhäuser natürlich die Community-Funktion auf Basis von Foren. Hier hat die "Huffington Post" vor gut einem Jahr den Schritt gesetzt, anonyme Kommentare zu verbieten. Nun ist eine Registrierung mittels Facebook-Account notwendig. "Es geht uns um eine zivilisierte Diskussion", erläuterte die Journalistin. Die Anzahl der Postings sei seit damals jedenfalls "nicht substanziell gesunken".

In punkto Geschäftsmodell gab sich Huffington offen für vieles - jedenfalls, wenn es um andere Medien geht. Für ihr Unternehmen funktioniere der Gratiszugang bei Werbefinanzierung sehr gut. "Wir experimentieren auch mit Native Advertising und gesponserten Bereichen." Generell werde man künftig aber mit vielen verschiedenen Formen konfrontiert werden, von Paywalls bis zu Crowdfinanzierung. "Es gibt großartige Bemühungen, wie Journalismus in Zukunft funktionieren kann." Dementsprechend sprach sie auch von "einer goldenen Zukunft für den Journalismus".

Ein Konkurrenzdenken steht für die 64-jährige gebürtige Griechen scheinbar nicht im Vordergrund. "Neue Player betreten den Markt, was sehr gesund ist. Genauso werden aber auch Tageszeitungen und Magazine überleben." Für Printmedien hat Huffington, die am heutigen Dienstagabend im Rahmen des "future.talk" der Telekom Austria in Wien einen Vortrag halten wird, eine einfache Empfehlung parat: "Integriert eine Online-Komponente in euer Angebot, das ist essenziell."

"Erneuerung von Nachrichten"

Schließlich würden auch Unterscheidungen im Veröffentlichungsrhythmus - täglich, wöchentlich, monatlich - kaum mehr gelten. "Wir sind mit einer konstanten Erneuerung von Nachrichten konfrontiert. Gleichzeitig ist das Lesen langer Texte aber keineswegs aus der Mode gekommen." Die Priorität der "Huffington Post" liege derzeit in den Bereichen mobile und Video. "Die Grenze zwischen Online-Video und TV verschwimmt zusehends." Hier wolle man das Angebot "dramatisch ausbauen" und beispielsweise im Dokumentarbereich "Kurz- sowie Langfilme" produzieren.

Unterwegs ist Huffington derzeit auch mit einer anderen Botschaft: "Vergessen Sie nicht auf Ihre acht Stunden Schlaf!", gab sie den anwesenden Journalisten am Ende mit. In ihrem Buch "Die Neuerfindung des Erfolgs", das soeben auf Deutsch erschienen ist, widmet sich Huffington den Auswirkungen von Stress, den Gefahren von Burn-out und geht auf ihren eigenen, sieben Jahre zurückliegenden Zusammenbruch ein. Aus dem Berufsleben zurückziehen wolle sie sich derzeit allerdings nicht, wie sie auf Nachfrage betonte. "Ich liebe, was ich tue. Daher habe ich noch nicht darüber nachgedacht." (APA, 23.9.2014)