Wien - krone.at hatte einen Vertrag mit dem ORF über WM-Videos, oe24.at zeigte sie ohne. Im Herbst trifft sich das Trio der Massenkommunikation deshalb vor Gericht. Aber was waren der "Krone" die bewegenden Bilder eigentlich wert? Korrespondenz zwischen Küniglberg und Muthgasse verrät die Größenordnungen

Grant auf den ORF

Die Krone Multimedia klagte wie berichtet oe24.at - und ist auf den ORF ziemlich schlecht zu sprechen. Denn: krone.at verkaufte der öffentlich-rechtliche Sender WM-Videos, die Sublizenz segnete die Fifa ab.
oe24.at begann zu verhandeln, als "profil" den Deal öffentlich machte. Ein vom Weltfußballverband approbierter Vertrag mit oe24.at kam da nicht mehr zustande.

Tipps für oe24.at

oe24.at-Boss Wolfgang Fellner protestierte, drohte dem ORF mit Klage - und wurde umgehend vom ORF beschwichtig und beraten, wie die Webplattform von "Österreich" ohne Vertrag ebenfalls Bilder von den Spielen in Brasilien zeigen könnte. Im Herbst wird vor Gericht geklärt, ob oe24.at Recht auf kostenlose Kurzberichte hat wie ein klassischer Fernsehsender.

Theoretisch keine Kosten

Wobei: Ganz kostenlos war der Tipp auch nicht: "Kosten fallen dafür theoretisch keine an", schrieb ORF-Sprecher Martin Biedermann Wolfgang und Niki Fellner, als er ihnen aus ORF-Sicht die Möglichkeiten schilderte, ohne Vertrag Bilder zu zeigen. "Wir würden aber gerne einen noch zu definierenden Betrag im Rahmen unserer Jahresvereinbarung dafür widmen.

Gegengeschäfte der Medien

Jahresvereinbarungen zwischen ORF und Zeitungen betreffen gemeinhin etwa Gegengeschäfts-Volumina - also insbesondere den Tausch von Inseraten für den ORF gegen Spots für Blätter und welcher Anteil in echtem Geld abgewickelt wird.

Deal mit der "Krone" und die Dealmaker

Der Video-Deal mit der "Krone" wurde komplett über Gegengeschäft abgewickelt, geht nach STANDARD-Infos aus dem Mailverkehr zwischen "Krone" und ORF beziehungsweise ORF-Vermarktungstochter Enterprise hervor. Vom Küniglberg korrespondierten nach diesen Informationen Kommunikationschef Martin Biedermann, der in der Generaldirektion für digitale Plattformen zuständige Franz Manola, für Lizenzen und Digitalia-Verkauf zuständige Mitarbeiter der ORF Enterprise und deren Geschäftsführerin Beatrice Cox-Riesenfelder. Für die Krone neben Gerhard Riedler die Marketingchefs der Krone und der Krone Multimedia, Sepp Niedermeier und Christoph Fritzsche.

Gegenwert 150.000 Euro

Werbung für den ORF in Krone und krone.at im Gegenwert von 150.000 Euro war demnach das Entgelt für die Spielzusammenfassungen nach Spielende und Spieltags-Zusammenfassungen am nächsten Morgen. krone.at kaufte zudem das Statistik-Datenpaket der Fifa, ließ sie vom ORF konfektionieren und optisch aufbereiten und bezahlte dafür zusammen 35.000 Euro

Ähnliche Konditionen für "Österreich"

Das Gegengeschäftsvolumen liegt übrigens ziemlich genau in jener Größenordnung, die der ORF zunächst auch von oe24.at für ein sehr ähnliches Video-Angebot verlangte: zwei bis drei Minuten nach jedem dem Spiel hätten demnach 1.500 Euro gekostet - für alle Begegnungen also 96.000 Euro. Wobei die Enterprise gleich 15 Prozent Rabatt anbot und so bei 81.600 Euro lag.

Hälfte in echtem Geld

Spieltagszusammenfassungen (die oe24.at offenbar gleich dankend ablehnte) von acht bis neun Minuten für je 2600 Euro hätten weitere 65.000 bedeutet, minus Rabatt rund 55.000 Euro. Der ORF bot oe24.at an, 50 Prozent dieses Volumens als Gegengeschäft und die andere Hälfte in Geld an.

Aber dieser formelle Deal kam ja dann doch nicht zustande. Und was die Kurzberichterstattung in der Jahresvereinbarung mit "Österreich" und oe24.at schließlich ausmachte, ist - jedenfalls bisher - nicht überliefert. (fid, derStandard.at, 4.8.2014)