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Die Wissenschafter analysierten Daten zu 223 Chemikalien aus den Einzugsgebieten von 91 Flüssen, darunter Donau und Rhein.

Foto: AP Photo/Andreea Alexandru/Mediafax

Leipzig - Chemische Substanzen belasten Europas Gewässer stärker als gedacht. Das fanden Forscher aus Deutschland zusammen mit Wissenschaftern aus Frankreich und der Schweiz heraus. Die Belastung mit Chemikalien sei so hoch, dass die von den EU-Mitgliedsstaaten bis 2015 angepeilte Verbesserung der Wasserqualität vermutlich nicht erreicht werde, meinen die Experten.

"An der Wasserrahmenrichtlinie schrammen wir dicht vorbei", sagte der Co-Auto der Studie, Werner Brack vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Hauptverursacher der Belastung in den untersuchten Flüssen sind demnach Landwirtschaft und städtische Kläranlagen. Die stärkste Belastung kommt den Angaben zufolge von Pestiziden. In bedenklichen Konzentrationen gefunden wurden auch Organozinnverbindungen, bromierte Flammschutzmittel und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die aus Verbrennungsprozessen stammen. Die Forscher veröffentlichten ihre Studie in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS").

Ökologisches Risiko

Die Wissenschafter analysierten Daten zu 223 Chemikalien aus den Einzugsgebieten von 91 Flüssen, darunter Donau und Rhein. Die Angaben stammten von mehr als 4000 Messstellen. Die chemische Belastung stellt - so das Ergebnis - für rund die Hälfte der Gewässer ein ökologisches Risiko dar. Bei rund 15 Prozent könnten sogar akut toxische Effekte auf Gewässerorganismen auftreten.

"Für die Praxis bedeutet das, dass sich auf allen Ebenen dringend etwas bewegen muss", sagte der Studienleiter Ralf B. Schäfer. Chemikalieneinträge in Gewässer müssten generell vermieden werden. In der Landwirtschaft sollten weniger Chemikalien eingesetzt und Abwässer besser geklärt werden.

Direkte Vergleiche zwischen den Ländern seien schwierig, erläuterte das Helmholtz-Zentrum in einer Mitteilung. Dass etwa Frankreichs Gewässerqualität in der Studie am schlechtesten dasteht, liege vermutlich daran, dass die Behörden dort über ein sehr engmaschiges Messnetz verfügen und viele Substanzen analysiert werden. In anderen Staaten würden Risiken durch unzureichende Überwachung nicht erkannt. (APA, 17.6.2014)