Wien - Kommunikationsberater Wolfgang Rosam hat die Diskussion um Anonymität in Online-Foren neu entfacht. Mit der Initiative "Die Meinungsmutigen" spricht er sich für eine Klarnamenpflicht aus, derStandard.at berichtete. Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) begrüßt den Vorstoß, VÖZ-Präsident Thomas Kralinger betont aber: "Die eine, für alle Anwendungsfälle mustergültige, Lösung wird es in dieser Frage nicht geben."

Der Verlegerverband befasse sich seit mehr als fünf Jahren mit dem Thema. "Dazu haben einige Mitgliedsmedien bereits in den vergangenen Jahren Initiativen gesetzt", erklärte Kralinger. "Daraus haben sie sehr unterschiedliche Schlüsse und Ergebnisse gezogen." Entsprechend könne es nicht die eine gültige Lösung für diese Problematik geben. Allerdings konstatierte Kralinger durchaus Umgangsformen in manchen Foren, die "für viele untragbar werden".

Soziale Medien als Ausgangspunkt

Der VÖZ-Präsident unterstrich, dass etliche "Shitstorms" der vergangenen Zeit nicht über Medienplattformen lanciert worden seien, sondern ihren Ausgangspunkt in Sozialen Netzwerken hatten. "Sinnvoll wäre es, jene kleine Minderheit von Medienplattformen fernzuhalten, die unter Berufung auf das Recht der Meinungsfreiheit andere Menschen in der Öffentlichkeit kränken, beleidigen, schmähen, manchmal sogar an den Rand der Existenz bringen und all dies unter dem Schutz der Anonymität."

Das könne man nicht mit "vagen Selbstverpflichtungen, sondern ausschließlich durch eine konsequente Moderation der Foren verbunden mit einer gesetzlichen Lösung" erreichen. Dem müssten sich aber alle Marktteilnehmer, nicht nur Medienunternehmen, unterwerfen. "Schließlich würden aufwendigere Zugangsbarrieren, die ein Verbot der anonymen Postings notwendig machen, die große Masse der Nutzer, die sich vernünftig und sachlich in Online-Foren austauscht, treffen", resümierte Kralinger.

ORF mit GIS-Mitgliedsnummer als Beispiel

Beispielgebend könnte hier der ORF agieren, etwa mit einer Registrierung über die GIS-Mitgliedsnummer, wie Kralinger vorschlug. "Dies hätte eine enorme Vorbildwirkung für die Branche. Sollte der Gesetzgeber aktiv werden, braucht es eine Lösung, deren Gewinner am Ende des Tages nicht die globalen Konzerne wie Google und Facebook seien. Denn damit wäre dem heimischen Medienstandort nicht geholfen." Abseits des Bekenntnisses zu Klarnamen bräuchte es aus der Sicht des VÖZ aber auch jenes "zu den ethischen Grundwerten unserer Gesellschaft im digitalen Raum". Dies betreffe auch journalistische Angebote selbst.

Mitte vergangener Woche hatte Rosam in einer Presseaussendung ein Ende für "Shitstorms in anonymen Postings" gefordert und sich für eine "Deklarationspflicht im Web" ausgesprochen. Zumindest die Redaktionen der Online-Portale sollten über die Identität der User Bescheid wissen. Unterstützung erfuhr der PR-Berater von "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner, der eine Klarnamen-Pflicht für seine Webseite "www.oe24.at" ab Juni in Aussicht stellte, sowie der Gratis-Zeitung "Heute". (APA, 20.5.2014)