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Zivildienst beim Roten Kreuz auch bald für Frauen?
Foto: APA/Schlager
Wien - Die ÖVP hat sich beim Sicherheitsgipfel durchgesetzt und der FPÖ keine Wahl gelassen: Der Wehrdienst wird ab 2006 von acht auf sechs Monate verkürzt. Überraschend und neu ist dabei, dass die Bundesregierung den Zivildienst auch für Frauen öffnen will. Für die SPÖ macht das keinen Sinn, weil es jetzt schon die Möglichkeit gebe, ein freiwilliges Sozialjahr zu absolvieren. Außerdem sei der Zivildienst als Wehrersatzdienst Männern vorbehalten, sagt SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos.

Rauch-Kallat sieht für Frauen "gewissen Schnupperkurs"

Die Möglichkeit, dass auch Frauen Zivildienst auf freiwilliger Basis leisten können, wird von Frauenministerin Maria Rauch-Kallat (V) begrüßt. Sie erwarte zwar "nicht den Riesenansturm", doch dürfte es ein "zunehmendes Interesse geben, weil es ein Einstieg, ein gewisser Schnupperkurs für Pflege und soziale Berufe sein kann". Man sollte daher auch überlegen, inwieweit man diese Zeit als "Praktika" angerechnet erhält.

Freiwilliges Jahr

Das bereits bestehende freiwillige Jahr sei zwar "eine gute Sache, aber es gibt auch Probleme". Rauch-Kallat verwies darauf, dass die Familienbeihilfe entfalle - "das halte ich für sehr ungerecht". Deswegen freue sie sich sehr, dass nun Frauen auf freiwilliger Basis Zivildienst leisten können: "Ich wünsche mir natürlich, dass das unter den selben Bedingungen geschieht". Was das heißt? - "Das heißt Versicherungsschutz, kein Verlieren von Anspruchsberechtigungen für Familienbeihilfe und Ähnliches". Dazu werde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die solche Fragen klären solle.

Zivildienst als Berufseinstieg

Angesprochen darauf, ob es für den Zivildienst bei Frauen das gleiche "Zugangsalter" - bei Männern ist es abhängig vom Wehrdienst 18 bis 35 Jahre - geben soll, meinte Rauch-Kallat, dies lasse sich derzeit noch nicht konkret sagen. Dafür plädiert die Ministerin zu überlegen, den Zivildienst als Berufsein- bzw. -umstieg zu erwägen. Also auch eine Maßnahme gegen die steigende Frauenarbeitslosigkeit? - Die Ministerin: "Ich will das jetzt nicht nur unter dem Aspekt Frauenarbeitslosigkeit sehen. Und auch was die Pflegeberufe betrifft, wünsche ich diese Ausbildung auch mehr Männern. Gerade der Zivildienst hat sich hier als gute Einstiegsphase bei den Männern erwiesen". Skeptischer reagierte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos auf die Ankündigung der Regierung, den Zivildienst für Frauen zu öffnen. Er verwies darauf, dass der Zivildienst ein Wehrersatzdienst sei. Ein Verpflichtung der Frauen dazu, lehne er ab. Wenn Frauen das freiwillig machen wollen, habe er nichts dagegen, sagte Darabos. Das gebe es aber schon mit dem freiwilligen Sozialjahr.

Männerüberschuss

Nach Angaben der Statistik Austria (Datenbank Popreg - Bevölkerungsregister) gab es mit Beginn 2004 insgesamt 856.917 Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren mit österreichischer Staatsbürgerschaft sowie 840.016 Frauen. Geht man davon aus, dass nach den jüngsten vorliegenden Daten aus dem Verteidigungsministerium 258 Frauen den Beruf Soldatin gewählt haben, müsste die Inanspruchnahme des Zivildienstes durch Frauen schon signifikant höher sein, damit es eine statistische Bedeutung erfährt. (red/APA/DER STANDARD, Printausgabe 23.02.2005)