Während die ÖVP das Argument der Traumatisierung bei Flüchtlingen für das berufungsverfahren einschränken will, fordert die FPÖ, dass eine Traumatisierung künftig gar keine Rolle mehr im Asylverfahren spielen darf.
Abhöraffäre (oder eben nicht), Wehrdienstverkürzung, Asylgesetz - in der Koalition hängt der Haussegen ordentlich schief. Der Sicherheitsgipfel der Regierung soll dazu dienen, ein paar Ungereimtheiten aus der Welt zu schaffen, birgt aber auch die Gefahr einer weiteren Eskalation in sich. Die FPÖ fühlt sich von der ÖVP derzeit nicht ernst genommen und versucht sich mit Bedingungen wieder ins Spiel zu bringen.
Der von Verteidigungsminister Günther Platter einseitig angeordneten Verkürzung des Wehrdienstes auf sechs Monate setzt die FPÖ ihre Forderungen im Asylbereich entgegen. Und einige davon haben Potenzial zum Eklat. So regt die FPÖ unter Verhandlungsführung von Justizministerin Karin Miklautsch an, die Genfer Flüchtlingskonvention "einer Revision zu unterziehen". Für Asylwerber dürfe es nicht mehr so leicht sein, sich auf die Flüchtlingskonvention zu berufen. Neue Straftatbestände, die die FPÖ einzuführen gedenkt, werden ebenfalls für heftige Diskussionen sorgen: Miklautsch schlägt vor, einen strafbaren Tatbestand der "Verleitung zum missbräuchlichen Stellen von Asylanträgen" einzuführen. Das könnte besonders Asylanwälte und Flüchtlingsorganisationen betreffen. Außerdem soll die "Hilfe beim Untertauchen von Asylwerbern" unter Strafe gestellt werden, ebenso wie die "Asylerschleichung". Das diene zur "Abschreckung".
Uneinig
Keine Einigkeit mit der ÖVP gibt es auch in der Frage, wie mit traumatisierten Asylwerbern umgegangen werden soll. Der Entwurf von Innenministerin Liese Prokop sieht eine Einschränkung der Berufungsmöglichkeit von Asylwerbern, die auf eine erlittene Traumatisierung verweisen, vor, die FPÖ will dagegen, dass Traumatisierungen im Asylverfahren überhaupt keine Rolle mehr spielen sollen.
Anders als die ÖVP, die Aufnahmestellen in Traiskirchen und Thalham haben will, fordert die FPÖ, diese aufzulösen und Erstaufnahmezentren ausschließlich an der Grenze zu betreiben.
Häftlingszahlen
Thema des Sicherheitsgipfels ist auch das Problem der steigenden Häftlingszahlen. Die FPÖ fordert die "bauliche Schaffung von zusätzlichem Haftraum", wofür es aber derzeit kein Geld gibt. Miklautsch will ein zweites landesgerichtliches Gefangenenhaus in Erdberg errichten lassen.