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Wien - Am Montag ein Schul- und Bildungsgipfel, am Dienstag folgt dann ein Arbeitsmarktgipfel: Nach der Rekordarbeitslosigkeit im Jänner sucht VP-Wirtschafts-und -Arbeitsminister Martin Bartenstein gemeinsam mit den Sozialpartnern und dem Arbeitsmarktservice (AMS) Wege aus der Jobmisere.

Einer der zum Jobgipfel Geladenen ist der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Markus Beyrer. Im STANDARD-Gespräch sagte Beyrer am Wochenende: "Mehr Geld in das Arbeitsmarktservice zu pumpen, wie das die Arbeitnehmer verlangen, ist zu einfach. Dadurch sinkt die Arbeitslosigkeit nicht. Aber das AMS könnte sicher da und dort noch flexibler und effizienter werden."

Drei Vorschläge der Industrie

Beyrer nimmt drei konkrete Vorschläge der Industrie auf den Arbeitsmarktgipfel mit. Eine weitere Lohnnebenkostensenkung: "0,2 Prozentpunkte in der Unfallversicherung müssen möglich sein." Dazu kommen die seit dem Sommer 2004 bekannte Forderung der IV nach Flexibilisierung der Arbeitszeit samt Abbau kostspieliger Überstunden sowie den Ausbau des so genannten Unternehmensservices im AMS.

Der Teilbereich "Unternehmensservice" im AMS versteht sich als Bindeglied zwischen Firmen, die auf Mitarbeitersuche sind, und der staatlichen Jobvermittlung, die möglicherweise den passenden Kandidaten in der Datenbank verzeichnet hat.

Hinaus ins Feld

Dazu Beyrer: "Ähnlich wie die Idee der Lehrstellenakquisiteure könnte man arbeitslose ehemalige Führungskräfte mit Werkverträgen ausstatten, vermehrt zu Firmen schicken und so den Kontakt und Informationsfluss ausbauen. Im Arbeitsmarktservice sind zu wenig Leute, die direkt zu den Unternehmen gehen und Jobs akquirieren." Durch Umschichtungen sollte es möglich sein, hier zusätzliche Kapazitäten aufzubauen, meint der IV-Generalsekretär.

Beyrers Vorschläge sind Wasser auf Bartensteins Mühlen. Auch er hat im Vorfeld des Gipfels erklärt, dass das AMS nicht auf mehr Personal oder Geld hoffen könne, sondern seine Effizienz in der Vermittlung von Arbeitskräften steigern müsse. Zudem pocht der Minister auf mehr Modelle der Ganzjahresarbeitszeit. In der Zwischensaison werden im Tourismus nicht benötigte Mitarbeiter nur allzu gern und oft in der Arbeitslosigkeit zwischengeparkt - allerdings auf Kosten der Allgemeinheit.

Anders als Bartenstein treten hingegen ÖGB und AK klar für 500 neue Planstellen im AMS ein und fordern kurz- bis mittelfristig eine Aufstockung des AMS-Budgets (siehe auch "Tumpel: 250 Millionen für Arbeitslose"). Vor einem Jahr, zur Zehnjahresfeier der Ausgliederung des AMS aus der Bundesverwaltung, hatte Bartenstein noch gemeint: "Es ist wahrscheinlich das beste Arbeitsmarktservice von ganz Europa."

Länger ohne Job

In der Zwischenzeit ist die durchschnittliche Verweildauer in der Arbeitslosigkeit von 101 auf 108 Tage gestiegen. Für jeden Langzeitarbeitslosen hat ein AMS-Betreuer im Monat durchschnittlich nur zwölf Minuten Zeit zur Beratung, sagt die AK. Gleichzeitig wird heuer mit 1,542 Mrd. Euro ein neuer Höchststand für aktive und aktivierende Arbeitsmarktpolitik erreicht, sagte vor Kurzem Kanzler Wolfgang Schüssel.

Unstrittig ist: Österreich hat nach Irland und Luxemburg die drittniedrigste Arbeitslosenrate der EU-25. (miba, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.2.2005)