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Setzte die guten Beziehungen zur Republik Österreich doch nicht aufs Spiel, um die VA Tech zu kriegen: Siemens-Konzernchef Heinrich von Pierer.

Foto: AP/Jan Pitman
Linz/München/Wien – Nach einer Woche dürftiger Erklärungen brach Siemens am Mittwoch sein Schweigen und verkündete seinen Rückzug von den Expansionsplänen in Österreich. "Es macht keinen Sinn, an weiteren Modellen zu basteln, wenn die Botschaft ist: Wir wollen das nicht", sagte ein Sprecher des Elektronikkonzerns. "Uns war immer klar, das geht nur im Einvernehmen mit den Beteiligten."

Allfällige Übernahmepläne für den Anlagenbaukonzern VA Tech – kolportiert wurden wie berichtet alle Varianten von einer Totalübernahme allein über ein gemeinsames Angebot mit VA-Tech-Aktionär Mirko Kovats bis hin zu einem Alleingang von Kovats, bei dem Siemens quasi als Zweitverwerter aufgetreten wäre – sind damit ad acta gelegt. In einer Aussendung vor Börsenbeginn am Donnerstag wurde die Übernahme quasi offiziell abgesagt: "Da für eine freundliche Übernahme keine positiven Rahmenbedingungen gegeben sind, ist das Thema der Übernahme für die Siemens AG Österreich erledigt."

"Einheit des Unternehmens" festgeschrieben

Zuvor hatte die österreichische Regierung in Übereinstimmung mit der Verstaatlichtenholding ÖIAG und dem VA-Tech-Management wissen lassen, dass ein allfälliges Angebot eindeutig als feindlich qualifiziert und nicht goutiert würde. Außerdem bekam die ÖIAG den Auftrag, bei der übernächste Woche zu beschließenden Kapitalerhöhung der VA Tech mitzuziehen, was diese unter Hinweis auf ÖIAG-Gesetz und Privatisierungsauftrag bis zuletzt ausgeschlossen hatte. Allerdings muss die Staatsholding bei der Privatisierung nun hochoffiziell auch die Einheit des Unternehmens berücksichtigen.

Der VA-Tech-Vorstand rund um Generaldirektor Klaus Sernetz begrüßte die Absage von Siemens in einer ersten Reaktion, schränkte aber ein, man habe noch keine offizielle Stellungnahme seitens Siemens vorliegen. Erleichtert reagierte auch die Belegschaft, sie hatten zuletzt gegen eine allfällige Zerschlagung und Arbeitsplatzverluste demonstriert. Letztere wären bei einem Einstieg von Siemens aufgrund deutlicher Überschneidungen wohl unvermeidlich, allerdings nicht in großem Stil geplant gewesen, wie Siemens betonte.

Kapitalerhöhung fraglich

Ob die Freude beim Vorstand von Dauer ist, bleibt abzuwarten. Denn nun ist fraglich, ob die VA-Tech-Hauptversammlung am 21. September überhaupt grünes Licht für den Antrag auf genehmigtes Kapital geben wird können. Im STANDARD-Gespräch spricht sich Investor Mirko Kovats (12,53 Prozent) zwar für eine Kapitalerhöhung aus, übt aber scharfe Kritik am Vorgehen von Regierung und ÖIAG. Die ÖIAG gebärde sich jetzt wieder wie ein Alleineigentümer, obwohl sie nur 15 Prozent an der VA Tech halte, sagte Kovats.

Gemeinsam mit Schweizer Aktionären hat Kovats schon einmal einen Antrag auf Kapitalerhöhung gekippt. Dass sich der Vorgang übernächste Woche wiederholen könnte, ist also nicht ganz unwahrscheinlich. Laut Sernetz tritt in dem Fall Plan B in Kraft. Heißt konkret: Zusammenrücken mit den Banken und allenfalls Platzierung einer Wandelanleihe, um die eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen in den Sparten Energieübertragung und Wassertechnik finanzieren und das Eigenkapital aufstocken zu können. Für kleinere Zukäufe bleibt dann vermutlich kaum Geld. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.9.2004)