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Foto: AP/Hermann J. Knippertz

Berlin – Wenn der deutsche Enthüllungsjournalist Günter Wallraff sich undercover in deutsche Unternehmen einschleust, dann ist das für selbige meist nicht angenehm. Missstände beim Stahlkonzern ThyssenKrupp hat der mittlerweile 71-Jährige schon aufgedeckt, bei der "Bild-Zeitung", in Callcentern, Obdachlosenunterkünften und bei Paketzustellern.

Erst kürzlich nahmen er und sein Team sich wie berichtet einige Filialen des Burger-King-Franchiseunternehmers Ergün Yildiz näher unter die Lupe. Dieser betreibt deutschlandweit 91 der 671 Fastfood-Restaurants, das Unternehmen heißt Yi-Ko.

Man stieß auf schlecht bezahlte Arbeitskräfte und hygienische Zustände jenseits aller Zulässigkeit. Nach einer entsprechenden RTL-Sendung blieben Kunden weg, Burger King zeigte sich zerknirscht und versprach Besserung. "Das hat uns hart getroffen. In vielen deutschen Filialen verzeichnen wir Umsatzeinbußen", räumte der Chef von Burger King Deutschland, Andreas Bork, ein.

Honorare von McDonald's

Diese Woche jedoch berichtet der "Spiegel", dass Wallraff "womöglich nicht ganz unbefangen recherchierte". Das Magazin schreibt, Wallraff habe vor drei Jahren mit dem Burger-King-Konkurrenten McDonald's zusammengearbeitet und von diesem Honorare bekommen – für Redeauftritte 8000 Euro, die dann an Wallraffs Stiftung gingen, und 5000 Euro für ein internes Schulungsvideo, derStandard.at/Etat berichtete. Dieses Geld wurde auf Wunsch Wallraffs an eine Person in finanziellen Nöten überwiesen.

Journalist Wallraff sieht in seinem unterschiedlichen Tätigkeiten für die beiden Burger-Hersteller nichts Anrüchiges und erklärt: "Ich habe zweimal auf McDonald's-Veranstaltungen referiert. Beide Male habe ich mir in meiner grundsätzlichen Kritik an der Fastfood-Unkultur und auch an McDonald's keine Zurückhaltung auferlegt." Es sei auch nicht verwerflich, "Honorare, die andere in der Regel für sich beanspruchen, an eine wegen ihrer Meinungsäußerung gekündigte Betriebsrätin weitergeleitet zu haben oder für gemeinnützige Stiftungszwecke zu verwenden".

Das Verhältnis Wallraffs zu McDonald's war einmal wesentlich unentspannter. 1985 veröffentlichte Wallraff den Bestseller Ganz unten. Darin beschreibt er, wie er als Gastarbeiter namens Ali in deutschen Betrieben ausgenutzt wurde.

Er arbeitete damals auch bei McDonald's und berichtete von unhygienischen Zuständen, unter anderem von "Rotze am Grill".

Zweieinhalb Jahrzehnte später wollte McDonald's nicht mehr nachtragend sein. Der Kontakt zu Wallraff ist 2010 zustande gekommen, weil McDonald' s "aktiv den Dialog mit Kritikern unseres Unternehmens" zu suchen begann. ( Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 13.5.2014)