Viele Hände sind im Spiel, wenn es ums Bauen geht - und noch mehr Vorschriften müssen eingehalten werden, was das Bauen bei ohnehin schon hohen Grundstückspreisen zusätzlich verteuert.

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Mehr als 24.000 Normen gibt es in Österreich, rund 6000 davon sind für die Bauwirtschaft von Relevanz. Dazu kommen noch unzählige andere Vorschriften wie OIB-Richtlinien, Brandschutzbestimmungen oder die Wohnbauförderung des betreffenden Bundeslandes. Das alles verteuere das Bauen, klagen Vertreter gemeinnütziger wie gewerblicher Bauträger.

Teure Änderungen

Beispiele dafür brachte Wilhelm Zechner, Vorstand der Sozialbau AG, kürzlich auf einer Enquete des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen in Wien zuhauf. "Vor Einführung der OIB-Richtlinie 2 war es ausreichend, wenn der Fluchtweg bis zum sicheren Treppenhaus 40 Meter betrug, von der Wohnungseingangstür gerechnet. 2007 wurde aber festgelegt, dass die 40 Meter vom hintersten Raum gelten." Bei einer Strecke von bis zu 18 Metern vom "ungünstigsten" Raum einer Wohnung bis zur Eingangstür bleiben dann für den eigentlichen Fluchtweg im Gang nur noch maximal 22 Meter übrig. Diese Änderung habe "die vertikalen Erschließungen zusammenwachsen lassen", was mehr Stiegenhäuser und Aufzüge bedeute, so Zechner.

Seit 2011 sorgt das unscheinbare Wort "Nettoglasfläche" in der OIB-Richtlinie 3 außerdem für "bis zu 35 Prozent größere Fensterelemente", weil die Lichteintrittsfläche nunmehr eben "netto" errechnet werden muss - was im Übrigen laut Zechner "eine Wahnsinnsarbeit für die Planer ist, man muss jede Sprosse abziehen". Aus Gründen der Barrierefreiheit seien mittlerweile außerdem nur noch maximal zwei Zentimeter hohe Schwellen und Türanschläge erlaubt, was in Neubauten "Kilometer an Entwässerungsrinnen" nötig mache.

Teure Begrünung

Und auch die sogenannte "intensive" Begrünung auf allgemein zugänglichen Dachflächen, die dort das so beliebte Urban Gardening ermöglicht, schlägt sich in höheren Baukosten nieder - etwa weil diese Gärten besser gesichert werden müssen.

Zechner hat ein Sparpotenzial von zumindest 150 Euro pro m² errechnet, würden einige dieser Anforderungen wieder zurückgeschraubt werden. In Oberösterreich stellte Wohnbaulandesrat Manfred Haimbuchner (FP) einen - umstrittenen - "Standardausstattungskatalog" vor, der den Wohnbau verbilligen soll. "Der Baukörper sollte möglichst kompakt sein", heißt es darin etwa. Und: "Dachgärten dürfen nicht errichtet werden."

In Wien sollte im Sommer mit der neuen Bauordnung zumindest bei den teuren Notkaminen Abhilfe kommen, außerdem wird künftig nur noch ein Pkw-Stellplatz pro 100 m² Wohnfläche - und nicht mehr pro Wohnung - vorgeschrieben sein. Die Genossenschaften begrüßen das grundsätzlich; laut Zechner steht man nämlich spätestens mit den "Smart-Wohnungen" vor Problemen: Diese sollen klein und kompakt sein, brauchen aber dennoch je einen Stellplatz. Die Garagenkosten potenzierten sich dadurch im Verhältnis zu den Gebäudekosten. So manchem Vertreter der Bauwirtschaft greift auch die neue Regelung zu kurz. Man schielt auf Hamburg, wo die Stellplatzverpflichtung abgeschafft wurde.

Garageneskapaden

In mancher Tiroler Gemeinde sind immer noch drei Stellplätze pro Wohnung vorgeschrieben. Klaus Lugger, Chef der Neuen Heimat Tirol, appelliert deshalb an Gemeindepolitiker, "Wohnbauten ohne Tiefgaragen zuzulassen".

Vom Normungsinstitut Austrian Standards wünscht sich Karl Wurm, Obmann der Gemeinnützigen, ein "Moratorium". Direktorin Elisabeth Stampfl-Blaha kann die Kritik teilweise nachvollziehen (siehe Interview), sieht ihr Haus aber nur als "Moderator" des Prozesses und appelliert deshalb an die Interessenvertreter, nur die "besten Leute" in die Gremien zu schicken. Dass sie noch keinen Problemkatalog bekommen hat, verwunderte in der Enquete so manchen - ebenso ihre lapidare Aufforderung, was "unsinnige Normen" betrifft: "Schicken Sie mir eine Mail." (Martin Putschögl, DER STANDARD, 3.5.2014)