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Andrea Leitgeb ist Kommandantin der Sanitätsschule

Foto: APA/Schlager

An einen verfrühten Aprilscherz dachte Andrea Leitgeb, als sie letzten Mittwoch einen Anruf aus dem Verteidigungsministerium erhielt. Ab 1. April soll die Fachärztin für Allgemeinchirurgie Kommandantin der Sanitätsschule sein. Zum Aufstieg von der Referentin in der Grundlagenabteilung an die Spitze der Heereseinrichtung sollte außerdem ein neuer Dienstgrad kommen: Brigadier.

Am Montag war es dann so weit. Die 51-jährige Medizinerin zog sich ihre Ausgehuniform an, schmückte ihre Ohren mit weißen Perlen. Und Verteidigungsminister Gerald Klug beförderte mit Leitgeb erstmals in der Geschichte des österreichischen Bundesheeres eine Frau in den - niedrigsten - Generalsrang.

Die gebürtige Tirolerin startete ihre Karriere beim Heer im Jänner 2001. Damals rückte sie als Rekrutin in die Maria-Theresien-Kaserne ein. In den folgenden fünf Wochen lernte sie unter "vielen jungen Burschen" das Soldatenwesen von der Pike auf. "Komm, wir sitzen alle im selben Boot, ich bin die Andrea", hatte sie den Kameraden damals gesagt, die sich ob ihres Alters zuerst nicht trauten, sie zu duzen. Leitgeb war damals 38, hatte die Facharztausbildung für Chirurgie abgeschlossen und konnte auf Auslandserfahrung zurückblicken. Unter anderem hatte sie in San Francisco in der Wiederherstellungschirurgie gearbeitet. Für die jungen Burschen in der Maria-Theresien-Kaserne sei sie die "Mami vom Zug" gewesen, die ihnen erklären sollte, wie man Hemden richtig zusammenlegt.

Nach einer Spezialausbildung für Frauen beim Heer nahm Leitgeb beim Heeresspital eine Stelle als Oberärztin an. Es folgte ein achtmonatiger Einsatz als Bataillonsärztin auf dem Golan. Von den hohen Operationsstandards in Damaskus war sie beeindruckt, als sie gemeinsam mit syrischen Ärzten Soldaten aus ihrem Bataillon operierte. Internationale Kooperationen spielen für Leitgeb auch in ihrer neuen Funktion eine bedeutende Rolle.

Als Kommandantin der Sanitätsschule will sie die Zusammenarbeit mit anderen Nationen etwa im Ausbildungsbereich weiter ausbauen. Gefragt nach ihren Hobbys, sagt Leitgeb: "Als Tirolerin wird man schon mit Ski geboren." Was sie sonst noch gerne macht: schwimmen, wandern und inlineskaten. Die "waschechte Tirolerin" ist kinderlos und unverheiratet. Und: Sie ist "sehr stolz", Soldatin des österreichischen Bundesheeres zu sein. (Katrin Burgstaller, DER STANDARD, 1.4.2014)