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Chris Christie hat ein Problem namens "Bridgegate".

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An vier Tagen im September 2013 ging hier, an der George-Washington-Brücke, gar nichts mehr.

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Chris Christie hat noch viel vor. Es gilt mittlerweile als gesichert, dass der republikanische Gouverneur von New Jersey bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 antreten wird. Experten betrachten ihn als Mitfavoriten im nächsten Rennen um das Weiße Haus, seine Anhänger sehen in ihm den Retter der schwächelnden Grand Old Party. Nun aber hat der Hoffnungsträger ein Problem, das seinen Ambitionen einen herben Dämpfer versetzen könnte. Eine seiner Mitarbeiterinnen soll in einer Kleinstadt ein Verkehrschaos angerichtet haben, um sich an dem dortigen Bürgermeister zu rächen. Der nämlich verweigerte Christie bei der Wahl im letzten Jahr die Unterstützung.

Christies Problem hat seinen Ursprung im September 2013: Vier Tage lang waren kurzfristig zwei von drei Spuren auf der George-Washington-Brücke zwischen New Jersey und dem New Yorker Stadtteil Manhattan gesperrt, angeblich für eine Verkehrsstudie. Die Brücke gilt Schätzungen zufolge als die meistbefahrene Brücke der Welt, an normalen Tagen nutzen mehr als 300.000 Autofahrer diese Verkehrsader. In diese Tage des vergangenen September fiel nun auch noch der Schulbeginn. Das Verkehrschaos war dementsprechend: Kilometerlange Staus, Pendler kamen nicht in die Arbeit und Kinder nicht in die Schule.

Besonders betroffen davon war Fort Lee, eine Kleinstadt am Ende der George-Washington-Brücke auf der Seite von New Jersey. Aufgrund der Straßensperren konnte der Ort mit dem Auto kaum erreicht werden, daher wandte sich Bürgermeister Mark Sokolich an die Verkehrsbehörden.

Freude über das Verkehrschaos

In einer von Sokolichs E-Mails hieß es: "Wir brauchen Hilfe, es ist zum Aus-der-Haut-Fahren hier." Ohne Erfolg. Dies ist aber noch die unspannendste Mail, die in den vergangenen Tagen veröffentlicht wurde. Die anderen lassen vermuten, dass sich die Behörden über Situation in Fort Lee amüsierten. Dass die Kinder nicht in die Schule gelangten, wurde dahingehend kommentiert, dass es sich ohnehin um Kinder von Buono-Wählern handle. Die Demokratin Barbara Buono trat am 5. November 2013 zur Gouverneurswahl gegen den amtierenden Chris Christie an. Christie gewann überlegen, aber nun hat die Angelegenheit noch ein Nachspiel für ihn.

Weitere Mails belegen, dass eine von Christies engsten Mitarbeiterinnen hinter dem Verkehrschaos steckt. "Es ist Zeit für Verkehrsprobleme in Fort Lee", schrieb Bridget Anne Kelly, stellvertretende Bürochefin in Christies Wahlkampfteam. Empfänger: David Wildstein, Mitarbeiter der Hafenbehörde für New York und New Jersey. Seine Antwort: "Verstanden." Wenige Wochen später folgte das Verkehrschaos. Das Motiv ist in den Mails nicht erkennbar, für Experten aber trotzdem eindeutig: Fort Lees Bürgermeister Sokolich hatte sich geweigert, Christie bei seiner Wiederwahlkampagne zu unterstützen. Das sollte nun der Denkzettel sein.

Ein Ort, der Chris Christie derzeit Sorgen bereitet:


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Für Christie ist die Angelegenheit natürlich hochpeinlich, am Mittwoch versuchte er sich von "Bridgegate" - darunter firmiert die Angelegenheit im Netz (siehe Twitterbox links) - so gut wie möglich zu distanzieren. Das Vorgehen sei "inakzeptabel" und von ihm nicht genehmigt worden. Entrüstet und gleichzeitig traurig sei Christie, weil ihn ein Mitarbeiter so getäuscht habe. 

Das allerdings kaufen Christie nur wenige ab. Beobachter halten es für sehr unwahrscheinlich, dass eine seiner engsten Mitarbeiterinnen solch eine wichtige Entscheidung ohne sein Wissen fällt. Und dass mittlerweile zwei involvierte Verkehrsbeamte - darunter Wildstein - ihres Amtes enthoben wurden, kann die Angelegenheit auch nicht mehr entschärfen.

91-Jährige stirbt

Ganz im Gegenteil kommen immer mehr pikante Details zu "Bridgegate" ans Tageslicht. Eine Lokalzeitung in New Jersey berichtet, dass Rettungskräfte durch das Verkehrschaos in vier Notfällen verspätet eintrafen. Einer davon betraf einen Verkehrsunfall mit vier Verletzten; ein anderer eine bewusstlose 91-jährige Frau. Sie verstarb wenig später an Herzstillstand. (ksh, derStandard.at, 9.1.2014)