Bild nicht mehr verfügbar.

Die kambodschanische Polizei geht mit Schlagstöcken gegen buddhistische Mönche vor, die an der Oppositionskundgebung teilgenommen haben.

Foto: AP Photo/Heng Sinith

Phnom Penh - Nach tödlichen Zusammenstößen zwischen streikenden Textilarbeitern und der Polizei in Kambodscha haben die Behörden ein Protestlager in Phnom Penh geräumt. Wachleute sowie Stadtbedienstete verwendeten am Samstag Eisenstangen und Äxte, um Zelte und eine Bühne einzureißen. Die Bereitschaftspolizei überwachte die Räumung. In dem Park hatten Hunderte Oppositionsanhänger seit Mitte Dezember ausgeharrt.

Am Freitag hatten Textilarbeiter in einem Industriegebiet Flaschen, Steine und Brandsätze geworfen. Militärpolizisten eröffneten das Feuer und töteten vier von ihnen. In dem Komplex wird auch Bekleidung für Firmen wie Adidas oder Puma hergestellt. Die Textilarbeiter verlangen höhere Löhne und haben sich mit Oppositionellen verbündet, die der Regierung Wahlbetrug vorwerfen.

Kritik aus dem Ausland

Der Chef des Oppositionsbündnisses CNRP, Sam Rainsy, verurteilte die Gewalt und verlangte gründliche Ermittlungen. Auch aus dem Ausland kommt Kritik am Vorgehen der Sicherheitskräfte.

Adidas erklärte, das Unternehmen verfolge die Ereignisse mit Besorgnis. "Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Zulieferern in Kambodscha und hoffen auf eine friedliche Lösung der Situation." Eine Puma-Sprecherin äußerte sich nicht zu den Arbeitskämpfen. Nach Angaben des Konzernes ruht zurzeit der Betrieb in einigen Werken in der Region Phnom Penh.

Demonstrationen verboten

Phnom Penhs Gouverneur Pa Socheatvong erklärte, der oppositionellen Partei CNRP würden erst dann wieder neue Demonstrationen und Protestmärsche erlaubt, "wenn die nationale Sicherheitssituation und öffentliche Ordnung wieder normal hergestellt ist". Oppositionssprecher Yim Sovann verurteilte dies als "Akt der kommunistischen Diktatur". Ursprünglich hatte die Partei ab Sonntag dreitägige Proteste geplant.

Die - überwiegend weiblichen - Textilarbeiter fordern eine Verdopplung des Mindestlohns von derzeit 80 Dollar (etwa 57 Euro). Eine von der Regierung zugesagte Erhöhung auf 95 Dollar ab April lehnen die Gewerkschaften als unzureichend ab. In der Textilindustrie sind rund 650.000 Menschen tätig. 400.000 von ihnen nähen für internationale Modemarken.

Der Sektor ist eine wichtige Devisenquelle für das südostasiatische Königreich, das zu den ärmsten Ländern Asiens zählt. In jüngster Zeit häuften sich Proteste gegen die Arbeitsbedingungen und Löhne. Für den seit bald drei Jahrzehnten regierenden Ministerpräsidenten Hun Sen sind die Streiks eine ernste Herausforderung. Hinzu kommen die Proteste der Opposition, die ihm Fälschung der Wahlen im Juli vorwirft und seinen Rücktritt fordert. (APA, 4.1.2014)