"Es ist ein Skandal für ein Land wie Österreich, dass sich Familien überlegen müssen, ob sie am Monatsende die Stromrechnung bezahlen oder Nahrungsmittel kaufen", sagt Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger.

Foto: Volkshilfe

Wien - Kinder- und Jugendbuchautor Thomas Brezina sowie die Frau des Bundespräsidenten, Margit Fischer, erregten Mittwochvormittag am Wiener Graben die Aufmerksamkeit der Passanten: Anlässlich der neuen Spendenkampagne "Kinderarmut ist kein Märchen" hatte die Volkshilfe zum Freiluft-Präsentation geladen. Anlass waren rund 268.000 Betroffene (das sind 13 Prozent der heimischen Kinder), die laut Volkshilfe Hilfe brauchen.

Fast jedes dritte Wiener Kind gilt als armutsgefährdet - in Vorarlberg sind es sieben Prozent der Jugendlichen bis 19 Jahre. Die NGO hatte ihre Forderungen in Plakatform mit dabei: "Kein Kind darf frieren", "Armut verletzt Kinderseelen", "Kein Kind darf obdachlos werden" stand da geschrieben. Brezina las drei eigens kreierte Geschichten zu den eindringlichen Sujets. Die Plakatkampagne, deren idyllisch-heimelig anmutende Illustrationen im Stil alter Bücher gehalten sind, zeigt "Märchenszenen" zu den Themen Weihnachten, Kälte und Delogierung. Mit einem Happy End endet allerdings keine der Erzählungen.

"Ohne gute Fee"

"Ohne Gute Fee, ohne drei Wünsche" skizzierte Brezina die Lebensrealität der Betroffenen. "Armut verletzt Kinderseelen", Spenden müsse selbstverständlich sein, wünschte sich der Erfinder des  bekannten Wunderfahrrads "Tom Turbo". Auch für Fernseh- und Radio-Spots hat er sich zur Verfügung gestellt.

"Es ist ein Skandal für ein Land wie Österreich, dass sich Familien überlegen müssen, ob sie am Monatsende die Stromrechnung bezahlen oder Nahrungsmittel kaufen", befand Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger. Schirmherrin Margit Fischer plädierte für nachhaltige Hilfe: "Mir ist ganz wichtig, dass alle Kinder eine Chance haben". Neben der oft sehr dringlichen Akut-Hilfe sei es wichtig, die Rahmenbedingungen zu ändern. "Man muss hinterfragen, warum es überhaupt Kinder gibt, die in Armut leben", sagte Fischer.

An die künftige Bundesregierung hat die NGO drei konkrete Forderungen: eine eigene Kindergrundsicherung, die Trendwende in der Bildungspolitik und den Kampf gegen die Kinderarmut als Leitlinie. (APA, red, 20.11.2013)

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