Im Mai 2013 ist es passiert. Da erblickte Edward Snowden das Licht der Öffentlichkeit und veränderte die Welt. Durch seine Enthüllungen über die weltweiten Spionagetätigkeiten des US-Geheimdienstes NSA ist nun klar, dass man Verschwörungstheoretiker manchmal durchaus ernst nehmen kann. Dass elektronische Kommunikation nicht immer privat stattfindet. Dass Big Brother schlicht und einfach Realität geworden ist.

Während der ehemalige NSA-Mitarbeiter Snowden ein halbes Jahr später und nach einer turbulenten Flucht ein unfreiwilliges Asyl-Dasein in Russland fristet, sorgen seine Dokumente weiterhin für Aufruhr. In kurzen, regelmäßigen Abständen werden neue Aspekte der Überwachung durch die USA enthüllt. Allein in der letzten Woche wurde bekannt, dass Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel abgehört wurde und die NSA große Datenmengen in Frankreich, Spanien sowie Italien gesammelt hat.

Ein US-Präsident. Ein Datenkrake. Und Milliarden an weltweit eingesammelten Informationen. (Illustration: Maria von Usslar)
Illustration: Maria von Usslar

Die USA und ihr Präsident Barack Obama rechtfertigen die Lauschangriffe stets mit dem Kampf gegen den Terrorismus. Auch der wichtigste europäische Verbündete, Großbritannien, verteidigt die Überwachungseinsätze, an denen es zum Teil selbst beteiligt ist, ohne Wenn und Aber. Premier David Cameron hat erst am Montag wieder Journalisten mit Konsequenzen gedroht, sollten sie weitere Snowden-Dokumente veröffentlichen.

Doch mit jeder weiteren Enthüllung kommen die USA und Großbritannien mehr und mehr in Bedrängnis. Die EU-Kommission hat bereits im Juli eine Untersuchung der NSA-Affäre angekündigt, nun zieht der Deutsche Bundestag nach und behandelt das Thema am 18. November. Auch ein Untersuchungsausschuss ist im Gespräch.

Mittlerweile formiert sich auch in den USA Widerstand. Am Wochenende gingen tausende Amerikaner in Washington auf die Straßen, um gegen die NSA-Überwachung zur protestieren. Der Senat hat eine Untersuchung der Causa Merkel angekündigt, und auch Obama will die Tätigkeiten seiner Geheimdienste auf den Prüfstand stellen.

Die Anzahl der Enthüllungen über die Aktivitäten der NSA ist auf alle Fälle enorm, und um die Übersicht zu bewahren, hat derStandard.at einen interaktiven Überblick erstellt. Dass diese Grafik in Zukunft erweitert werden muss, gilt als wahrscheinlich. (Kim Son Hoang, derStandard.at, 29.10.2013)