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Wien - "Das nehme ich mit Dankbarkeit an", sagte Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (VP) am Montag bei einer Pressekonferenz. Der Chef der ARGE Pharmazeutika, Heinz Kramer, will einen Teil der Umsatzzuwächse in Form eines Solidarbeitrags an die Sozialversicherung zurückzahlen: ungefähr sechs bis sieben Millionen Euro. Allerdings wünscht sich der Hauptverband der Sozialversicherungsträger einen Verzicht von mehr als 50 Millionen. Und auch sonst ist zu wenig frisches Geld für die Gesundheit in Sicht.

So ließ die Pharmig, der Dachverband Pharmazeutischer Unternehmen, verlauten, dass weitere Kürzungen für ihn nicht infrage kämen, weil: "Wir tragen laufend zum Sparen bei." Von einzelnen "Sparpaketen" oder gar "Deckelungen" hält man bei der Pharmig nichts.

Auch zwischen dem Institut für Gesundheitswesen und der Apothekerkammer entspannt sich ein Disput: Laut dem Institut liegt die heimische Apothekerspanne mit knapp 29 Prozent im europäischen Spitzenfeld. Es seien nur 22,5 Prozent, was deutlich unter dem EU-Schnitt liege, konterten die Apotheker.

Rauch-Kallat strebt eine Einigung mit allen am Gesundheitswesen Beteiligten - Pharmaindustrie, Großhandel, Apothekern, Ärzten und Sozialversicherung - an. Nach dem Sommer wird über eine große Reform verhandelt. Sie wünscht sich eine ökonomischere Verschreibweise der Ärzte, mehr Einsatz von Generika (billige Nachahmerpräparate), mehr Vorsorge, mehr ärztliches Gespräch und den "Hausarzt als Drehscheibe".

Ärzte skeptisch

Diese Ankündigung macht den Österreichischen Ärztekammerpräsidenten Reiner Brettenthaler einigermaßen misstrauisch: "Wir wollen nicht Gatekeeper im Gesundheitswesen sein", sagt er zum STANDARD. Die freie Arztwahl dürfe nicht eingeschränkt werden. Absolut ablehnend stünde Brettenthaler auch der in Deutschland praktizierten "Aut idem"-Regelung gegenüber (Apotheker müssen dem Patienten das billigste verfügbare Mittel geben, das aber die gleiche Wirkstoffzusammensetzung wie das verschriebene haben muss). Brettenthaler wünscht sich "zumindest" einen Fünfjahresplan für das Gesundheitswesen, glaubt aber trotzdem, dass man nicht ohne Kassenbeitragserhöhungen auskommen werde. Denn das Rationalisierungspotenzial der Krankenversicherungen sei "bald ausgeschöpft".

Was weiter gehende Strukturreformen betrifft, zeigte sich Rauch-Kallat am Vorschlag des Instituts für Gesundheitswesen interessiert, Österreich zwecks besserer Planung künftig in 30 Gesundheitsregionen einzuteilen. Mit ihrem Gesundheitsstaatssekretär Reinhard Waneck (FP) hat sie aber offenbar noch ein Hühnchen zu rupfen. Der hatte vorgeschlagen, nur vier Planungsregionen zu schaffen, was auch eine Verringerung der Krankenkassenzahl ermöglichen würde. "Das war nicht abgesprochen", so Rauch-Kallat.

Die Opposition geißelte die Aussagen der Ministerin als inhaltsleer. (mon/DER STANDARD, Printausgabe, 5.8.2003)