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Bessere Zeiten: Stronach und Köfer im Oktober 2012.

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Stronach auf dem Weg nach Amerika: Flughafen Wien-Schwechat, 10:15 Uhr.

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Wien - Frank Stronach hat am Donnerstag in seinem Privatflugzeug Österreich verlassen, seine Partei ist in den Tagen nach der Nationalratswahl im Ausnahmezustand. Am Dienstag und Mittwoch erfolgten Absetzungen und Umbauten in den Landesparteien und in der Bundespartei. 5,7 Prozent der Stimmen sind für den Milliardär offensichtlich ein zu schlechtes Ergebnis.

In den vergangenen Tagen wurden drei Landesparteichefs abgesetzt. Diejenigen, die die Strukturen in den Ländern mitaufgebaut haben, müssen nach der Nationalratswahl zurücktreten. An ihrer Stelle wurden Stronach-Vertrauensleute eingesetzt. Robert Lugar, bisher Klubobmann und zuletzt als Generalsekretär im Gespräch, wird nun einfacher Abgeordneter. Der Vorstand der Bundespartei wurde auf drei Mitglieder reduziert, neben Stronach selbst gehören ihm nur noch Kathrin Nachbaur und die Stronach-Mitarbeiterin Denise Pucher als Finanzreferentin an. Nachbaur wird zudem stellvertretende Parteichefin und Klubobfrau im Parlament. In Kärnten folgt Siegfried Schalli auf Gerhard Köfer an der Spitze der Landespartei, Helmut Naderer ersetzt in Salzburg Hans Mayr.

Nachbaur dementierte am Donnerstag, dass die von der Bundespartei diktierten Rochaden in den drei Landesparteien mit finanziellen Begehrlichkeiten des Parteigründers zusammenhängen: "Das hat damit nichts zu tun", Stronach habe immer gesagt, dass er für sich kein Geld zurückverlangen werde, sagte Nachbaur im Ö1-"Mittagsjournal". Den Geldhahn werde der Milliardär aber vorerst abdrehen. 

Gerüchte: Stronach will Geld zurück

Auch der APA wurde aus der Partei zugetragen, dass es in Wirklichkeit ums Geld gehe. Stronach hat Millionen in sein politisches Projekt gesteckt, zuletzt in Form von Darlehen in unbekannter Höhe. Dem Gerücht zufolge wollte Stronach nun aus den drei betroffenen Bundesländern das Geld zurück, da diese über ihre Sitze im Landtag nun auch öffentliche Förderungen bekommen. Die Landeschefs sollen sich gewehrt haben und ausgetauscht worden sein, damit Stronach Zugriff auf das Geld bekommt.

Nachbaur bestreitet finanziellen Druck: "Das hat damit nichts zu tun, es geht rein um das Modell der Arbeitsteilung." Auch die Kärtner Landespartei dementierte, dass es um solche Begehrlichkeiten gegangen sei. Der mittlerweile ebenfalls abgesetzte Hans Mayr hatte am Mittwoch erklärt, es gebe kein Darlehen, das man zurückzahlen müsse.

Kärnten vor Zerreißprobe

In Kärnten steht das Team Stronach nach der Absetzung Köfers nun vor der Zerreißprobe. Am Rande einer Landtagssitzung wurde am Donnerstag bekannt, dass Stronach auch den gesamten Landesparteivorstand abgesetzt hat. Die Landtagsabgeordneten Hartmut Prasch, Isabella Theuermann und Martin Rutter stellten sich am Vormittag jedoch demonstrativ hinter Landesrat Köfer, der vierte Stronach-Abgeordnete, der neue Landesparteichef Schalli, stand vorerst isoliert da.

Auch der Stellvertreter von Schalli, hat am Donnerstag sein Amt zurückgelegt. "Ohne Einbindung unseres Landesrates Gerhard Köfer und des restlichen Teams in Kärnten, sowie ohne strategischen Masterplan, lehne ich diese Ernennung entschieden ab, vor allem auch in Hinblick dessen, dass sie mit mir niemals besprochen wurde", schrieb Rutter in einem Mail, das an Nachbaur gerichtet war.

"Es ist die Entscheidung von Stronach, ich wünsche dem Neuen alles Gute", sagte Köfer zu Journalisten. Dass er nun mit einer eigenen Bewegung weitermachen wird, wollte er nicht ausschließen. "Wir werden die Situation diskutieren", so Köfer. Für Montag sei eine Sitzung des Landesparteivorstands geplant, dabei sollten "Konsequenzen" diskutiert werden.

Vorerst scheint der neue Landesparteichef Schalli in Kärnten ziemlich allein dazustehen. Aus einem Schreiben, das Mittwochabend aus dem Landtagsklub versandt wurde, geht hervor, dass die Kärntner Fraktion Stronach eine "ungeheuerliche Machtdemonstration" vorwirft. Zudem erklärten die Abgeordneten Theuermann, Prasch und Rutter, "uneingeschränkt" hinter Köfer zu stehen. Das würde auch für sämtliche Bezirksvorsitzenden gelten.

Neo-Parteichef Schalli glaubt vorerst nicht an eine Spaltung in Kärnten. "Wenn Vernunft einkehrt, wird es konstruktive Gespräche und eine Lösung geben. Dass an der Entscheidung Stronachs Kritik aufgekommen ist, sei im ersten Schock durchaus verständlich.

Turbulenzen in Salzburg

Der Salzburger Ex-Landesparteichef Mayr sieht den Grund für die Personalrochade im Gespräch mit derStandard.at in seiner Kritik an Stronach. Er habe für die Partei basisdemokratische Ansätze gefordert, außerdem habe er gewollt, dass die Landesparteiobleute in weitreichende Personalentscheidungen eingebunden werden, so Mayr. Auf die Frage, ob man im Team Stronach keine eigene Meinung haben dürfe, sagte er: "Das ist selbstredend."

Der bisherige Klubobmann Lugar kann sich im Gespräch mit derStandard.at die Vorgänge nicht erklären: "Ich war nicht eingebunden, daher ist es für mich auch nicht nachvollziehbar, warum das jetzt alles passiert. Solange mir keiner eine schlüssige Strategie dahinter eröffnet, ist und bleibt mir das Ganze ein Rätsel." Den Landesräten könne man auch nichts vorwerfen, so Lugar. Er glaubt an eine Zukunft des Teams Stronachs und sieht auch in den derzeitigen Vorgängen keine Kurzschlusshandlung: "Ich bin überzeugt, dass es eine Strategie gibt - nur kenne ich sie nicht."

Stronach selbst wird bis zur konstituierenden Sitzung des Parlaments im Ausland weilen. (APA/mte/nw/red, derStandard.at, 3.10.2013)