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"Wenn der Kelch an mir vorübergegangen wäre, wäre es mir lieber gewesen", sagt der abgesetzte Salzburger Landesparteichef Hans Mayr.

Foto: APA/Neumayr

Er kritisierte seinen Team-Chef Frank Stronach und musste gehen: Hans Mayr, abgesetzter Landesparteichef in Salzburg, teilt dieses Schicksal mit seinen Kollegen in Niederösterreich und Kärnten. Warum man im Team Stronach keine eigene Meinung haben darf und er trotzdem Landesrat bleiben will, sagt Mayr im Gespräch mit derStandard.at.

derStandard.at: Warum wurden Sie abgesetzt?

Mayr: Ich habe offen Kritik geübt, dass ist offenbar nicht so gut angekommen. Das ist meine Erklärung.

derStandard.at: Wie wurde die Personalrochade umgesetzt?

Mayr: Ich habe vorgeschlagen, dass einer aus meinem Team im Landtag die Führung des Teams Stronach Salzburg übernimmt, damit wir wieder zur Sacharbeit in Salzburg zurückkehren können.

derStandard.at: Was ist dem vorausgegangen?

Mayr: Ich habe Stronach zuerst persönlich, dann öffentlich kritisiert. Eine so junge Partei wie das Team Stronach braucht basisdemokratische Ansätze. Wir brauchen Menschen vor Ort, in den Bezirken und Ländern, die wir gewinnen können. Und ich habe auch gesagt, dass in so weitreichende Entscheidungen, wie sie in den letzten Tagen gefällt worden sind, zumindest die Landesparteiobleute eingebunden gehören.

derStandard.at: Darf man im Team Stronach keine eigene Meinung vertreten?

Mayr: Dieses Bild müssen Sie sich selber machen. In den vergangenen zwei Tagen wurden drei Landesräte als Landesparteiobleute enthoben. Das ist selbstredend.

derStandard.at: Sind Sie von den Vorgängen im Team Stronach enttäuscht?

Mayr: Wenn der Kelch an mir vorübergegangen wäre, wäre es mir lieber gewesen. Ich kann aber mit der neuen Situation gut leben, weil wir in unserem kleinen Team in Salzburg gut zusammenarbeiten. Ich habe in die Waagschale gelegt: Wie hat bisher meine Arbeit funktioniert, und wie wird sie in Zukunft funktionieren? Ich sitze in der Landesregierung, wenn die Regierung etwas will, muss ich meine Klubleute sowieso davon überzeugen. Ob ich in dieser Überzeugungsarbeit Landesparteiobmann bin oder nicht, spielt bei dieser Arbeit keine Rolle.

derStandard.at: Wie kommen die Vorgänge und Streits der vergangenen Tage beim Wähler an?

Mayr: Das ist negativ, dass es höher nicht geht. Das ist ein Riesenrisiko. Das kann man nur mit einer guten Sachpolitik wettmachen. Man muss der Bevölkerung zeigen, dass Demokratie im Team Stronach kein Fremdwort ist.

derStandard.at: Bereuen Sie den Wechsel von der ÖVP zum Team Stronach?

Mayr: Nein, ich bereue den Schritt überhaupt nicht, aber ich sehe großen Reformbedarf. Ich bin keiner, der den Kopf in den Sand steckt. Ich werde weiterhin daran arbeiten und hatte heute auch ein vernünftiges Gespräch mit Kathrin Nachbaur.

derStandard.at: Worum ging es in dem Gespräch?

Mayr: Wir haben unsere zukünftige Zusammenarbeit definiert. Nachbaur teilt meine Meinung, dass wir demokratische Strukturen aufbauen müssen.

derStandard.at: Wie ist Ihr Verhältnis zu Frank Stronach?

Mayr: Ich habe gestern Abend noch einmal mit ihm telefoniert. Aufgrund der Differenzen hat es harte Gespräche gegeben, aber das persönliche Verhältnis ist nicht ramponiert. (Marie-Theres Egyed, derStandard.at, 3.10.2013)