Leiden Kinder an einem Ekzem und weist ihr Blut gleichzeitig hohe Werte des Antikörpers Immunglobulin E (IgE) auf, stellen Ärzte meist die Diagnose Neurodermitis. Kommen zusätzliche Krankheitszeichen wie häufige Infektionen der Haut und Lunge hinzu und werden die Kinder trotz intensiver Therapie nicht gesund, erwächst der Verdacht eines angeborenen Defekts im Immunsystem, zum Beispiel eines Hyper-IgE Syndroms (HIES).

HIES zählen zu jenen angeborenen Krankheiten, die darauf beruhen, dass ein bestimmtes Gen im Erbgut mutiert ist. Neben den genannten Symptomen: Ekzem, erhöhtes IgE im Blut und Entzündungen von Haut und Lunge, treten bei den Patienten, abhängig von der HIES-Unterform, Knochenbrüchigkeit oder immer wieder kehrenden Virus- und Pilzerkrankungen auf.

Immundefekt macht anfällig für Tumore

"Im Falle der HIES fanden sich bislang Mutationen in Genen, die wichtig für den STAT3-Signalweg sind", erklärt Ellen Renner vom Dr. von Haunerschen Kinderspital des Klinikums der Universität München, die 2004 eine HIES-Variante entdeckt hat. Der STAT3-Signalweg trägt zur Regulation der Zellentwicklung und Kontrolle des Zellwachstums bei. Veränderungen in den Genen TYK2, STAT3 und DOCK8 stehen im Zusammenhang mit verschiedenen Unterformen der HIES. Der Immundefekt macht außerdem anfällig für Tumoren.

Im Dr. von Haunerschen Kinderspital gibt es eine lange Tradition erfolgreicher Forschung auf dem Gebiet der angeborenen Immundefekte. Hier wird auch eine der weltweit größten Patientengruppen mit HIES betreut. Die bisherigen molekularen Erkenntnisse zum HIES sind nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch wichtig. "Sie haben eine frühere und definierte Diagnose der Patienten ermöglicht", erklärt die Kinderärztin. Zudem zeigt die molekulare Analyse des Patienten-Erbgutes, wann beispielsweise eine Behandlung mit Immunglobulinen helfen kann - oder man eine Knochenmark-Transplantation erwägen sollte.

Dank einer Förderung der Wilhelm-Sander Stiftung mit 280.000 Euro können die Wissenschaftler nun die Grundlagen des HIES weiter aufklären und neue Therapieverfahren entwickeln. Dies dient im besten Fall nicht nur den betroffenen Kindern mit seltenen Erkrankungen, sondern hat womöglich auch weitreichende Bedeutung für andere immunologische Krankheiten, zum Beispiel Tumorerkrankungen. (red, derStandard.at, 3.9.2013)