2010 freute sich Siemens-Weiz, den größten Trafo Österreichs an das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk Mellach ausgeliefert zu haben. Jetzt wird über Sparmaßnahmen verhandelt.

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Wien - Mit dem Unternehmen, bei dem Frank Stronach vor mehr als 60 Jahren seine Lehre als Werkzeugmacher absolvierte, hat die Siemens-Niederlassung in Weiz (früher Elin) nicht mehr viel gemein. Im Vorjahr setzte das Transformatorenwerk in der Steiermark rund 330 Millionen Euro um. Die vergangenen Jahre waren von starkem Wachstum geprägt.

Kein ausdrückliches Dementi

Nun bekommt aber auch Weiz den harten Sparkurs der Siemens-Gruppe zu spüren. Wie der STANDARD aus Unternehmenskreisen erfuhr, soll der Mitarbeiterstand von derzeit 1.200 auf 970 im Jahr 2015 gesenkt werden. Allein heuer sollen rund 100 Jobs gestrichen werden. Betriebsrat Johann Kreimer bestätigte auf Anfrage die Überlegungen des Managements, äußerte aber gleichzeitig die Hoffnung, dass auf dem Verhandlungsweg noch eine Abschwächung erreicht werden könnte.

In der Siemens-Zentrale in Wien will man noch gar nichts von Einsparungen wissen. "Dazu sind mir keine Planungen bekannt", so Sprecher Harald Stockbauer.

Leiharbeiter betroffen

Weltweit produziert Siemens an 21 Standorten Trafos, in Österreich in Weiz und in Linz. Was in der Steiermark für Irritationen sorgt: Die Auftragslage ist nicht schlecht, die Mitarbeiter sitzen auf tausenden Überstunden. Zu kämpfen hätten vor allem die Trafo-Werke in den USA, heißt es.

Um die Produktivitätsvorgaben in Weiz zu erreichen, ist nun geplant, kleinere Transformatoren künftig am Standort Budapest zu produzieren. Bei diesen Verteilertransformatoren fallen die (höheren) österreichischen Lohnkosten stärker ins Gewicht. Bei größeren Trafos will man in Weiz künftig sogar höhere Stückzahlen produzieren, ist zu hören. Ziel ist es, die Umsatzzahlen möglichst zu halten. Der Personalabbau wird vor allem Leiharbeiter treffen. Aber auch Angebote für Golden Handshakes sind im Gespräch.

Schlechte Marktlage

Noch größere Einschnitte stehen beim Industrieanlagenbauer Siemens VAI in Linz bevor. Laut den Oberösterreichischen Nachrichten wurde die Belegschaft am Dienstag darüber informiert, dass bis zu 400 Mitarbeiter gehen müssen. Betroffen seien 250 von 1.600 fixen Mitarbeitern sowie mindestens die Hälfte der derzeit 260 Leiharbeiter. "Das ist schlimmer als 2009", erklärte Betriebsratsvorsitzender Gerhard Bayer.

Siemens-Sprecher Stockbauer wollte die konkreten Zahlen zwar nicht bestätigen, bestätigte aber, "dass aufgrund der Marktlage Programme entwickelt wurden, die mit den Arbeitnehmern nun verhandelt werden". Es gehe darum, wieder eine "stärkere Wettbewerbsfähigkeit" zu erlangen.

Laut dem oberösterreichischen Wirtschafts-Landesrat Michael Strugl arbeiten das Land und das Arbeitsmarktservice (AMS) nun an möglichen Hilfen. Unter anderem soll eine Stiftung Bildungsangebote für die betroffenen Mitarbeiter im Unternehmen stellen. Dafür zahlen sollen das Wirtschaftsressort des Landes und das AMS.

Betriebsversammlungen

In der Siemens-Zentrale in Wien-Floridsdorf gab es im April bereits Betriebsversammlungen gegen den Sparkurs. Laut Betriebsrat Wolfgang Springer wackeln dort 500 von 3.500 Stellen. In den kommenden Wochen finden aber noch Gespräche mit der Geschäftsführung statt. Auch Springer hofft, dass die Managementvorgaben noch etwas aufgeweicht werden können.

Allein bei den drei erwähnten Standorten stehen aber mehr als 1.000 Jobs auf der Kippe. Wie viele Stellen in ganz Österreich abgebaut werden könnten, will Stockbauer nicht kommentieren. Der Konzern hat Niederlassungen in allen Bundesländern. Insgesamt beschäftigt Siemens in Österreich 12.700 Mitarbeiter.

Höhere Marge

Hintergrund des Sparprogramms: Konzernchef Peter Löscher kündigte im November an, die weltweiten Kosten in den kommenden zwei Jahren um sechs Milliarden Euro reduzieren zu wollen. Der globale Gewinn war zuvor um 27 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro eingebrochen. Der Umsatz, den die 370.000 Mitarbeiter weltweit erwirtschafteten, lag bei 78,3 Milliarden Euro. Unprofitable Geschäftsfelder wie die Solarenergie oder die Abwasserreinigung werden verkauft. Die operative Rendite soll laut den Plänen des gebürtigen Österreichers Löscher künftig bei zwölf Prozent liegen. (Günther Oswald, DER STANDARD, 24.5.2013)