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Auch Babys profitieren der Studie zufolge, wenn die Mutter sich nicht ausschließlich dem Muttersein widmet.

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Welche Faktoren tragen zum Wohlergehen von Kindern bei? Was tut Kindern gut? Diese Frage hat eine deutsche Langzeitstudie beleuchtet, deren Ergebnisse nun vorliegen. Im Jahr 1985 von einem CDU-geführten Bundesfamilienministerium in Auftrag gegeben und von der Bochumer Ruhr-Universität durchgeführt, zählt sie zu den größten Familienstudien im deutschsprachigen Raum: Fast 20.000 Menschen unterschiedlicher sozialer und Bildungsmilieus und verschiedener Altersgruppen wurden erfasst, knapp 11.000 Haushalte untersucht.

Mithilfe eines sogenannten Sozioökonomischen Panels und qualitativer Interviews konnten die Forscherinnen und Forscher detailliert nachzeichnen, wie staatliche Rahmenbedingungen, Persönlichkeits- und Bildungsmerkmale der Eltern sowie wirtschaftliche und Einkommensverhältnisse der Familie beim Wohlergehen der Kinder zusammenspielen. Die Ergebnisse sprechen für frühe außerhäusliche Kinderbetreuung und dafür, dass Mütter möglichst rasch nach der Entbindung wieder in den Arbeitsmarkt eintreten.

Bessere Motorik, mehr Sozialkompetenz

Werden die Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren außerhäuslich betreut, profitieren sie in mehrerlei Hinsicht: So wirkt sich Fremdbetreuung laut der Studie sowohl positiv auf das Wohlergeben der Kinder insgesamt aus "als auch spezifisch auf motorische, soziale und Alltagskompetenzen der Kinder".

Je älter Kinder werden, desto mehr profitieren sie von längerer Betreuung außerhalb der Familie. Laut der Studie wird das "prosoziale Verhalten" von Kindern bis sechs Jahre gefördert, wenn sie mehr als 20 Stunden pro Woche außerhäuslich betreut werden.

Selbst Babys profitieren

Auch Babys haben etwas davon, wenn die Mutter sich nicht ausschließlich dem Muttersein widmet: So belegt die Studie einen signifikant positiven Effekt auf Neugeborene und Einjährige, wenn die Mutter bis zu 20 Stunden pro Woche arbeitet. Das dürfte mit der größeren Zufriedenheit berufstätiger Mütter zu tun haben. Diese Zufriedenheit der Mutter mit ihrer allgemeinen Lebenssituation wirkt sich laut Studie nämlich direkt auf das Wohlergehen des Kindes aus. "Insofern erscheint im Hinblick auf das Wohlergehen von Kindern eine Ausweitung der Partizipation an der Arbeitswelt von Müttern als frei von negativen Wirkungen", summieren die Autorinnen und Autoren.

Fremdbetreuung erspart der Mutter Stress

Von außerfamiliärer Betreuung profitieren übrigens nicht nur die Kinder nachweislich: Sie hilft Familien der Studie zufolge, ökonomische Belastungen weniger an die Kinder durchzureichen: "Extern betreute Kinder zeigen im Vergleich zu den ausschließlich familiär betreuten Kindern keine oder deutlich geringere Beeinträchtigungen bei zunehmender ökonomischer Belastung der Familien." Auch der Stress der Mutter wirkt weniger stark auf die Kinder, wenn diese außerhalb der Familie betreut werden.

Umgekehrt wirke sich mütterlicher Stress direkt auf jene Kinder aus, die ausschließlich familiär betreut werden. Die Möglichkeit, Kinder außerhäuslich betreuen zu lassen, führt laut Studie zu mehr Planungssicherheit bei den Eltern. Zumindest für die Mutter bedeute das einen Stressabbau. "Diese Ergebnisse sprechen für den weiteren Ausbau der Kindertagesbetreuung", so die Studienautoren. (lima, derStandard.at, 12.6.2013)