Bild nicht mehr verfügbar.

Auf der Flucht: Dschochar A. Zarnajew.

Foto: REUTERS/FBI

Bild nicht mehr verfügbar.

Wurde getötet: Tamerlan Zarnajew.

Foto: EPA/FBI

Zwei Brüder, Dschochar und Tamerlan Zarnajew, werden verdächtigt für die Anschläge auf den Boston-Marathon verantwortlich zu sein. Beide leben bereits seit mehreren Jahren mit ihren Familien in den Vereinigten Staaten. Beide wurden außerhalb der USA, in Russland oder Kirgisistan geboren.

Tamerlan Zarnajew, 26 Jahre alt, starb in der Nacht nach einer Schießerei mit der Polizei. Er studierte am Bunker Hill Community College in Boston und wollte Ingenieur werden. Laut Polizeiakten wurde er 2009 wegen häuslicher Gewalt und Körperverletzung verhaftet, nachdem er seine Freundin angegriffen hatte. Laut einem ausführlichen Foto-Essay über Zarnajews Box-Karriere, floh dieser in den 90er Jahren aufgrund des Tschetschenien-Krieges zuerst mit seiner Familie nach Kasachstan und anschließend in die USA. Auf der Seite wird er auch mit den Worten: "Ich habe keinen einzigen amerikanischen Freund. Ich verstehe sie nicht" zitiert.

Darüber hinaus gibt er an, aufgrund seiner Religion keinen Alkohol zu konsumieren: "Es gibt keine Werte mehr. Die Leute können sich nicht mehr kontrollieren." Medien glauben auch Tamerlans Youtube-Account identifiziert zu haben, in dem er eine Reihe von salafistischen Videos favorisiert hat.

"Es gibt keine Werte mehr"

Sein jüngerer Bruder Dschochar Zarnajew, 19 Jahre alt, wurde in der Nacht auf Samstag von den Behörden festgenommen. Er wurde am 22. Juli 1993 geboren, besuchte die Cambridge Rindge and Latin School, erhielt dafür auch ein Stipendium und wurde wegen seiner Wrestling-Künste ausgezeichnet. Dschohar erhielt laut CNN vergangenes Jahr die US-Staatsbürgerschaft - und zwar am 11. September 2012.

Der 19-Jährige besitzt einen Führerschein des Bundesstaates Massachusetts und ist als Wähler registriert. Auf der russischen Social-Media-Page vk.com gibt er an die Sprachen Englisch, Russisch und Tschetschenisch zu beherrschen. Auf der Seite postete er auch folgenden Witz: "Ein Dagestaner, Tschetschene und ein Ingusche sitzen in einem Auto. Frage: Wer fährt? Antwort: Die Polizei."

Vater beklagt "Falle"

In der Kaukasus-Republik Dagestan der Vater der beiden mutmaßlichen Attentäter von Boston zu Wort gemeldet. Die US-Geheimdienste hätten seine Söhne Tamerlan und Dschochar "in eine Falle gelockt", sagte Zarnajew am Freitag der Nachrichtenagentur Interfax an seinem Wohnsitz in der Hauptstadt Dagestans, Machatschkala. Er bezeichnete seine Söhne als "strenggläubige Muslime".

"Warum haben sie Tamerlan getötet?", fragte Ansor Zarnajew, als er von dem Tod des 26-Jährigen in Watertown bei Boston erfahren hatte. "Sie hätten ihn lebend fassen müssen." Über den jüngeren Bruder, den 19-jährigen Dzhokhar Zarnajew, sagte der Vater, dieser studiere Medizin. "Wir erwarteten ihn in den Ferien, nun weiß ich nicht, was geschehen wird", fügte Ansor Zarnajew hinzu.

Ein Mann, der laut US-Medien ein in den USA lebender Onkel der mutmaßlichen Täter ist, zeigte sich dagegen geschockt und beschämt gezeigt. "Was sie taten, ist eine Schande", schrie er am Freitagmorgen in die Mikrofone zahlreicher Journalisten vor seinem Haus. Der Anschlag sei abscheulich. "Sie haben es nicht geschafft, sich ein Leben aufzubauen und hassten deshalb alle anderen", sagte Ruslan Tsarni.

Er habe seit Jahren nichts mit seinen Neffen zu tun gehabt, zuletzt im Dezember 2005. "Wir sind schockiert und fühlen mit den Opfern", sagte er. "Ich hätte mir nie vorstellen können, dass Kinder meines Bruders an so etwas beteiligt sind." Er sei Tschetschene, genau wie seine Neffen, und Muslim. "Aber das hat alles nichts mit Religion zu tun." Jemand habe die beiden Burschen radikalisiert, "aber es war nicht mein Bruder". Er respektiere die USA als Land, das jedem eine Chance gebe, sagte Tsarni. (ted, derStandard.at, APA,19.4.2013)