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Die Polizei sperrte am Freitag die Autobahn M1-M7 in der Nähe von Budapest.

Foto: REUTERS/Laszlo Balogh

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Ein Mensch kam am Donnerstag bei einem Serienunfall auf der M 7 ums Leben. In den Folgestaus mussten tausende Autofahrer die Nacht bei Minusgraden in ihren Fahrzeugen verbringen.

Foto: EPA/Viktor Koppan

Budapest/Wien - Ein erneuter Wintereinbruch hat in Teilen Ungarns für chaotische Verkehrsverhältnisse gesorgt. Tausende Menschen saßen auch am Freitag auf Straßen und Autobahnen in ihren Autos fest. Schneeverwehungen, Unfälle und querstehende Lkws brachten vor allem auf den Autobahnen von Budapest nach Wien (M1) und in Richtung Zagreb (M7) den Verkehr zum Erliegen.

Ungarische Armee mit Panzern zur Autofahrer-Bergung

Die ungarische Armee ist am Freitagmittag mit Panzern zur Bergung der auf der Autobahn M1 eingeschneiten Pkw-Lenkern ausgerückt. Die Autofahrer saßen zu diesem Zeitpunkt bereits viele Stunden in ihren Fahrzeugen fest. Der ungarische Innenminister Sandor Pinter hat zwischenzeitlich Katastrophenalarm ausgerufen. Zuvor hatte die Opposition die Regierung wegen ihrer Untätigkeit scharf kritisiert, denn Meteorologen hätten Schnee und Sturm lange zuvor angekündigt.

Zur Rettung der Schneechaos-Opfer brachte die ungarische Armee Panzer vom Typ T-72 sowie Kettenfahrzeuge zum Einsatz, berichtet die Ungarische Nachrichtenagentur MTI. Während die Panzer bei der Bergung der Fahrzeuge zum Einsatz kommen, sollen die Kettenfahrzeuge bei der Rettung der Menschen helfen.

Panikstimmung auf der M1

Auf der M1 herrschte trotzdem weiter Panikstimmung, berichteten Medien. Betroffene kritisierten die Untätigkeit der Behörden und bezeichneten das ungarische Heer als "Operettenarmee", die nicht einmal Schneeopfer retten könnte. Unter den eingeschlossenen Menschen befanden sich unter anderem Schwangere und Kleinkinder.

Viele der Ungarn waren unterwegs in den Skiurlaub nach Österreich. Doch drei Meter hohe Schneewände, Unfälle, Staus hätten dies verhindert, schreibt das Onlineportal von "Nepszabadsag".

Hilfe aus Österreich

Hilfe für die eingeschneiten Autofahrer kam auch aus Österreich: Die Asfinag unterstützte die Einsatzkräfte mit mehreren Schneeräumfahrzeugen. Darüber hinaus werde ein spezielles Räumfahrzeug den Weg für einen Hilfskonvoi des Roten Kreuzes (ÖRK). "In so einer Situation ist es für uns selbstverständlich rasch und unkompliziert zu helfen", sagten die Asfinag-Vorstände Alois Schedl und Klaus Schierhackl.

Ein Reporter der deutschen Nachrichtenagentur dpa, der aus Richtung Wien kam, hatte am späten Donnerstagabend bei Györ das Ende eines Staus erreicht, der nach Medienberichten fast bis in das 100 Kilometer entfernte Budapest reichte.

Anfragen bei ÖAMTC

Auf der Autobahn M 7 rutschten bei Nagykanizsa bereits am Donnerstagvormittag 41 Fahrzeuge ineinander. Wenige Stunden später waren auf derselben Autobahn 77 Kilometer vor Budapest 47 Fahrzeuge in einen Massenunfall verwickelt. Ein Mensch kam dabei ums Leben, 40 weitere wurden verletzt, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf den Rettungsdienst.

Auch österreichische Autofahrer sind betroffen. So erklärte ein Sprecher des ÖAMTC: "Den Leuten geht mittlerweile schön langsam der Sprit aus. Viele Ehefrauen und -männer rufen bei uns an und machen sich Sorgen. Bei uns läutet permanent das Telefon."

Abraten von Ausreise

Obwohl von Österreich die Ausreise nach Ungarn mit dem Pkw grundsätzlich möglich sei, raten der Verkehrsklub sowie die Exekutive dringend davon ab. Laut Polizei werden die Verkehrsteilnehmer bei der Abfahrt Hegyeshalom auf die Bundesstraße abgeleitet. Dort gebe es aber ebenfalls kein bzw. nur mäßiges Weiterkommen.

"Viele verzweifelte Leute wollen ihre Verwandten und Partner, die zum Teil auch mit Kindern in den Autos sitzen und warten, abholen. Aber auch davon ist abzuraten", sagte der Sprecher des ÖAMTC.

Stromausfälle und Verspätungen

Die westungarische Kleinstadt Papa (32.000 Einwohner) wurde völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Im Zugverkehr kam es wegen der Schneefälle zu stundenlangen Verspätungen. In den östlichen Bezirken Szabolcs und Hajdu blieben 47.000 Menschen ohne Strom, nachdem vom Wind umgeworfene Bäume die Überlandleitungen beschädigt hatten. In ganz Ungarn mussten mehr als 8.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht werden.

Die Regierung sagte im freien geplante Feierlichkeiten zum heutigen Nationalfeiertag ab. Am 15. März gedenken die Ungarn des Freiheitskampfes von 1848/49.

Winter auch in der Slowakei zurück

Auch in der Slowakei hat der neuerlich Wintereinbruch den Verkehr im ganzen Land behindert. Ein Großteil der Bundesstraßen in den Regionen Presov und Kosice im äußersten Osten war völlig unbefahrbar, einige Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten. Orkanartige Böen entwurzelten Bäume, rissen Dächer von Häusern, und fegten Lastwagen regelrecht von den Straßen.

Starke Behinderungen gab es auch im Bahnverkehr, einige Zugstrecken waren wegen Schneeverwehungen unterbrochen, wobei auch Ersatzverkehr mit Bussen wegen teils blockierter Straßen nicht möglich war. Auf der Autobahn D1 unterhalb der Hohen Tatra blieben Dutzende Laster und Busse im Schnee stecken, Rettungskräfte waren am Freitagvormittag damit beschäftigt, die Betroffenen aus ihrer misslichen Lage zu befreien.

Wetterauswirkungen in Polen und Bulgarien

Auch in Südpolen herrschte ein Verkehrschaos. Auf der A4 zwischen Tarnów und Brzesko kam ein Reisebus mit 55 israelischen Touristen bei Glatteis von der Straße ab und stürzte gegen die Autobahnbegrenzung, berichtete der Nachrichtensender "TVN24". Die Reisenden blieben unverletzt, konnten sich aber wegen der blockierten Türen nicht selbst befreien. Nach vielen Unfällen verhängte die Verkehrspolizei zudem ein Fahrverbot für Lastwagen auf der sogenannten Zakopianka von Krakau nach Zakopane.

In Bulgarien sind bei einem Unwetter mehrere Menschen verletzt worden, eine Frau kam ums Leben. Die 34-Jährige starb, als ein Baugerüst auf sie stürzte. Wie bulgarische Medien am Freitag berichteten, bliesen Sturmböen Dächer davon, rissen Bäume ab und beschädigten viele Häuser. Drei Gemeinden im Balkan-Gebirge erklärten den Notstand. (APA/red, 15.3.2013)