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Für Apple wird es in den nächsten Wochen schwer. Gleich mehrere Faktoren spielen zusammen und machen einen Börsenverlauf in üblicher Apple-Manier unmöglich.

Foto: Reuters

Die Apple-Aktie sank am Mittwoch nach Börsenschluss um ein Vierjahrestief und liegt aktuell bei etwas über 538 US-Dollar. Über sechs Prozent Verlust mussten Apple-Aktionäre hinnehmen, so viel wie schon seit vier Jahren nicht mehr. Wie The Next Web berichtet, hat Piper Jaffray Analyst Gene Munster analysiert, wie es dazu kommen konnte. "Die Apple-Aktie ist ohnehin zu teuer und überbewertet" ist ein Satz, der Analysten öfters in den letzten Jahren über die Lippen gerutscht ist. Doch die Gründe für das Sinken der Aktie sind andere.

Investoren verunsichert

Zum einen gibt es im Moment Spekulationen darüber, dass China Mobile Nokias Flaggschiff Lumia 920 statt Apples iPhone 5 2013 ins Sortiment aufnehmen würde. Das Analyseteam von Piper Jaffray glaubt allerdings nicht, dass dieser Fall eintreten wird. Es handle sich lediglich um Spekulationen. Was die Aktie aber beeinflusst haben dürfte, ist das Anheben von COR Clearings zu hinterlegender Sicherheitsleistung von 30 auf 60 Prozent. COR Clearing ist ein Unternehmen, das Transaktionen an der Börse durchführt. Dies dürfte spontane Investoren und Spekulanten von der Aktie weggetrieben haben, denn damit müssten Investoren mit mehr Geld einsteigen als zuvor. Seeking Alpha hingegen ist sich sicher, dass es zu wenige COR Clearing Investoren gebe, als dass die Apple-Aktie nachhaltig beschädigt werden könnte. Eine Beruhigung der Aktie sollte dann in den nächsten Tagen und Wochen eintreten, falls sich dies tatsächlich als Hauptfaktor herauskristallisieren sollte.

Tablets, Patentkriege und teurere Produktion

Market Watch glaubt auch an den Faktor "Patentkrieg": Am Donnerstag beginnt der Berufungsprozess gegen Samsung. Obwohl Marktbeobachter und Rechtsexperten einen Sieg Apples prophezeien, könnte auch das Gerichtsverfahren eine Rolle bei der Verunsicherung von Investoren gespielt haben.
Weiters sagt Internet Analyst Henry Blodget gegenüber CNBC, dass Apple in einem "Produktloch" gefangen wäre. Die Konkurrenz schlafe nicht und bringe täglich neue Gadget raus. Auch Apples immer kleiner werdende Gewinnspanne bei den immer teurer werdenden Produktionskosten könnte mit Schuld am Börsentief sein. Prophezeit wurde auch ein Sinken von Apples Marktanteilen am Tablet-Markt. Dieser soll noch bis Ende des Jahres von 56.3 Prozent auf 53.8 Prozent sinken, wohingegen der Marktanteil an Android-Tablets auf 42,7 Prozent steigen soll. 

Meldungen über Nachfrage

Laut The Next Web berichtete auch Digitimes zuvor, dass die Nachfrage nach Apple-Produkten in den ersten Monaten 2013 sinken könnte, speziell das iPhone 5. Munster Analytics hingegen spricht davon, dass der Artikel in der Digitimes missinterpretiert wurde, denn Apples kleinere Zulieferer-Bestellmengen für Anfang 2013 resultieren daraus, dass Apple schon zuvor etwas mehr bestellt hat und nur noch kleinere Bestellmengen für Jahresanfang nötig wären. Mit einem neuen Hoch wird dort allerdings erst wieder gerechnet, wenn der nächste Quartalsbericht bei Apple ansteht. 

Verhandlungen in Washington

Trust Capital Analyst Brian Battle gegenüber der Times of India: "Das ist kein kurz andauernder Trend. Das ist ein Management Test, wie gut Apple ohne Steve Jobs auskommt" Apple brauche demnach einen nächsten "Home Run", um weitere Rekordhöhen zu erreichen. Ein neues Produkt müsse her. "Es ergibt keinen Sinn. Die Leute stellen sich um Häuserblöcke an, um die Produkte von Apple zu kaufen." Times of India vermutet weiter, dass einige Investoren auch die aktuellen Steuerverhandlungen in Washington beobachten und einen Rückzieher machen, denn die Zeichen sprechen für höhere Kapitalertrags- und Dividendensteuern für 2013. Andere Unternehmen, beispielsweise Oracle, schütten Dividenden im Moment aus, um später höhere Steuern zu vermeiden. Apple hat dies für dieses Jahr abgelehnt.

Death Cross

Gene Munster von Piper Jaffray meint weiters, es könnte noch schlimmer werden, denn das bevorstehende "Death Cross", das Apple gerade widerfährt, geht im Normalfall um die 10 Prozent ins Minus. Nach unten ist also noch einiges offen. Bis zum Ende der Woche könnte sich dieses Finanzphänomen also bestätigen. Ein "Death Cross" tritt dann ein, wenn der 50-Tages- unter den 200-Tages-Durchschnitt sinkt. Es bleibt also bis zum nächsten Quartalsbericht spannend, ob Apple-Aktionäre den Glauben an das Unternehmen wieder vermehrt zurückgewinnen oder ob der Trend ein stetiger bleibt. (red, derStandard.at, 6.12.2012)