Was im neuen Münsteraner "Tatort" neben gellenden Pfauenschreien noch alles so vorkam: eine Ziegenoperation; eine Rinderbesamung; eine Vertreterin des angepissten ostpreußischen Adels; ein von einem nervösen Stier angekackter Gerichtsmediziner; Eugen Arschloch, ein Vergewaltiger und reicher Bauer (schon tot), ein Dorfwirtshaus mit drei Dorfdeppen und Theo (1), der in einem Bobo-Kinderwagen zwischen zwei großen Landgütern herumgeschoben wird und von all dem nichts wissen konnte.

Foto: ORF/ARD/Wolfgang Ennenbach

Dabei ist er es, der den Stein ins Rollen brachte, wie man so sagt. Eine unrechtmäßige Kindszeugung, wenn es das überhaupt geben kann, war der Grund für den von Hauptkommissar Frank Thiel und Professor Karl-Friedrich Boerne untersuchten Mord. Theo ist nicht der leibliche Sohn seines erziehenden Vaters, eines Gutshofbetreibers in der Vorortgemeinde Wolbeck, sondern Abkömmling des behandelnden Gynäkologen, der am Nachbargut eine Heilpraxis für Paare mit unerfüllten Kinderwünschen führt.

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Keine Globulibehandlung, sondern eine klassische Samenspende ab Hof gewissermaßen führte hier wie auch bei vielen anderen Patientinnen zum Erfolg. Der Gynäkologe hat das nicht überlebt.

Die Fertilitätsmedizin taugt bestimmt als moderner Krimischauplatz. Das Kinderwunschthema aber ausgerechnet im Zentrum einer Rinderzuchtfarm anzusiedeln, auf der Spitzenbullen ihren Dienst verrichten, war platt.

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Es hatte auch Nachteile für das Drehbuch: nämlich den Einfall, eine Ziege namens "Mimi" solle das für die Ermittlungen wichtigste Beweismaterial verspeisen. Es folgte, Hilfe, die Ziegenoperation. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 27.11.2012)

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