Zwei Tage vor der "Leistungsschau" am Nationalfeiertag fing derStandard.at Impressionen vom Heldenplatz und Stimmen zur Abschaffung oder Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht ein. Fazit: Vielen ist nicht klar, wie ein Profiheer ohne Rekruten und die Blaulichtorganisationen ohne Zivildiener funktionieren sollen.

Foto: derstandard.at/burg

Alle Burschen, die für die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht sind, haben für dieses Bild die Hand gehoben. Das Abstimmungsverhalten ist eindeutig: Die Mehrheit der größtenteils 15-Jährigen will nicht zum Bundesheer.

Foto: derstandard.at/burg

Anton K., 29,  ehemaliger Berufssoldat, ist für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht. Die Rekruten müssten jedoch besser eingesetzt werden. Er fürchtet, dass ohne Rekruten Katastropheneinsätze nicht mehr bewältigt werden können. Außerdem glaubt er, dass viele Organisationen ohne Zivildiener nicht funktionieren würden. Auch dass sich unter den aktuellen Bedingungen ausreichend Berufssoldaten finden würden, bezweifelt er. Er selbst habe sich als Grundwehrdiener für eine Karriere beim Heer entschieden. Gelockt habe ihn vor allem das Geld. Doch es sei ihm ein wesentlich höherer Verdienst suggeriert worden, als dann tatsächlich auf dem Gehaltszettel aufschien. Inklusive Bereitstellungsprämie, die bezahlt wird, damit man für Auslandseinsätze zur Verfügung steht, habe er pro Monat 1.175 Euro netto erhalten. Nach eineinhalb Jahren hat der ehemalige Minenentschärfer dann dem Heer den Rücken gekehrt. Im Gespräch mit derStandard.at kritisiert er die Informationspolitik der Bundesregierung: "Es schwirren Zahlen herum, die dann jeweils von der gegnerischen Partei dementiert werden."

Foto: derstandard.at/burg

"Ich bin noch unentschlossen", sagt Daniel K. Er ist einer jener "Profis" beim Heer, denen Verteidigungsminister Norbert Darabos die Leistungsschau am Nationalfeiertag gewidmet hat. Der Katastrophenschützer fühle sich über die Vor- und Nachteile sowie über die etwaigen Konsequenzen einer Abschaffung nicht ausreichend informiert. "Auch wir Heeresinsider bekommen keine Infos", sagt er zu derStandard.at. Sollte die allgemeine Wehrpflicht tatsächlich abgeschafft werden, müsste sich die Umwandlung zum Berufsheer über mehrere Jahre ziehen. "Wenn es 2014 keine Rekruten mehr gibt, dann steht die Partie", sagt er. Rekruten seien im Katastrophenschutz vielseitig und motiviert im Einsatz, unter anderem als Mechaniker und Kraftfahrer. "Viele Tätigkeiten, die uns jetzt die Rekruten abnehmen, müssten wir dann übernehmen. Vielleicht will man die Lücke auch durch eine Securityfirma schließen." Auch er ist überzeugt: "Berufssoldaten müssen ordentlich entlohnt werden, damit man genug für ein Profiheer findet."

Foto: derstandard.at/burg

Friedrich L, ein 65-jähriger Pensionst, genehmigt sich einen Glühwein und schaut bei den Aufbauarbeiten für den Nationalfeiertag zu. Er will "auf jeden Fall" an der Volksbefragung teilnehmen. Wie er stimmt? Noch ist er unentschlossen. "Es wurde noch nicht erklärt, wie das mit den fehlenden Zivildienern und der Katastrophenhilfe gelöst werden soll."

Foto: derstandard.at/burg

Antia W, eine 63-jährige AHS-Lehrerin in Pension, spricht sich für die Abschaffung der Wehrpflicht aus. "Viele meiner ehemaligen Schüler und auch mein Sohn sind frustriert vom Heer zurückgekommen", sagt sie. Hauptgrund seien Vorgesetzte gewesen, die an den jungen Leuten ihre "Machtgelüste" ausleben wollten. Soziale Arbeit, wie sie Zivildiener verrichten würden, sollte ohne Zwang geschehen. "Dann sind die Leute auch motivierter", sagt sie. Einen Vorteil habe die allgemeine Wehrpflicht jedoch: "Viele sind so daraufgekommen, was sie später einmal beruflich machen wollen."

Foto: derstandard.at/burg

Edith U., eine 77-jährige Krankenschwester im Ruhestand, bezweifelt, dass die Rettung ohne Zivildiener funktioniert. Deshalb wird sie für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht stimmen. Ihr Enkel war selbst beim Roten Kreuz und sei so auf die Idee gekommen, Medizin zu studieren. "Und jetzt ist er schon im neunten Semester", erzählt sie stolz. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 25.10.2012)

Foto: derstandard.at/burg