Wien/Paris - Vor dem Hintergrund der immer älter werdenden Bevölkerung und daher steigender Sozialaufwendungen ist es unabdingbar, ältere Menschen länger im Arbeitsleben zu halten, meint die OECD. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich in den OECD-Staaten zwar die Beschäftigungsquote der Über-50-Jährigen um einiges erhöht, das tatsächliche Pensionsantrittsalter aber kaum. Österreich hinkt laut einer aktuellen Studie weit hinterher, vor allem bei den Arbeitnehmern, die älter als 60 Jahre alt sind.

Bereits 2005/06 hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für 21 Länder untersucht, was sie für ältere Arbeitnehmer tun. Dabei wurden drei notwendige politische Maßnahmen ausgemacht: Mehr finanzielle Anreize, damit die Menschen länger arbeiten respektive die Pension finanziell weniger attraktiv gestalten, Barrieren aufseiten der Arbeitgeber abbauen (etwa Gesetze gegen Altersdiskriminierung) und die Arbeitsfähigkeit älterer Dienstnehmer verbessern.

Österreich hat neun Empfehlungen nicht umgesetzt

In der nun veröffentlichten Studie zieht die OECD Bilanz: Österreich hat neun Empfehlungen nicht umgesetzt, in 12 Punkten wurden dagegen Maßnahmen ergriffen, wobei auch da mehr getan werden könnte.

Was die Beschäftigungsquote betrifft, liegt Österreich jedenfalls um einiges hinter dem OECD-Schnitt. Hierzulande waren voriges Jahr 57,1 Prozent der 50- bis 64-Jährigen im Erwerbsleben, der OECD-Schnitt (34 Länder) lag bei 61,2 Prozent. Wenngleich der Abstand im Laufe der Jahre geringer geworden ist: Zehn Jahre davor, 2001, hatte die Quote in Österreich nur 44,8 Prozent betragen, jene in der OECD 55,6 Prozent. 2005 lag Österreich bei 47,2 Prozent, die OECD-Staaten durchschnittlich bei 58,4 Prozent.

Nach wie vor riesig ist die Kluft bei den 60- bis 64-Jährigen. In Österreich arbeitet nur jeder fünfte in dieser Altersgruppe (20,9 Prozent), OECD-weit sind es immerhin 40 Prozent. Das ist ein Abstand von 19,1 ganzen Prozentpunkten - der sich in der letzten Dekade kaum verringert hat. 2001 war in der OECD noch fast jeder dritte 60- 64-Jährige im Erwerbsleben (32,5 Prozent), in Österreich weniger als 13 von 100 Personen (12,7 Prozent), der Abstand hatte also 19,8 Prozentpunkte betragen. Zwischenzeitlich, im Jahr 2005, war er mit 22 Prozentpunkten noch größer.

Von den 65- bis 69-jährigen Österreichern arbeiten überhaupt nur mehr 9,5 Prozent, in den OECD-Ländern sind es 18,5 Prozent.

Arbeitslosigkeit: Österreich gut im OECD-Vergleich

Bei den "jüngeren Älteren" liegt Österreich dagegen über dem OECD-Schnitt und hat den Vorsprung in den vergangenen Jahren sogar ausgebaut. 81,9 Prozent der 50- bis 54-Jährigen arbeiten noch, der OECD-Schnitt liegt bei 76,1 Prozent. 2001 hatte die Beschäftigungsquote hierzulande bei 74,5 Prozent gelegen, jene in der OECD bei 71,8 Prozent.

Besser steht Österreich auch bei der Arbeitslosigkeit da. Bei den 55- bis 64-Jährigen waren 2011 laut OECD-Berechnungen in Österreich 3,2 Prozent der Erwerbsbevölkerung ohne Job, 55,7 Prozent davon länger als ein Jahr. Die OECD-Arbeitslosenquote bei den Älteren war mit 5,8 Prozent (45,9 Prozent Langzeitarbeitslose) höher.

Viele ältere Menschen stehen nur mehr teilweise im Erwerbsleben, wie aus der Studie weiter hervorgeht. Etwa jeder zweite, der in Österreich noch arbeitet und zwischen 55 und 64 Jahre alt ist, arbeitet Teilzeit (22 Prozent der Altersgruppe; OECD: 18,7 Prozent). Und 2,7 Prozent der gesamten Altersgruppe sind Zeitarbeiter (OECD: 9,1 Prozent).

Großer altersmäßiger Unterschied bei Einkünften

Größer ist in Österreich auch der altersmäßige Unterschied bei den Einkünften: In Österreich verdienen 55- bis 59-Jährige brutto 1,59-mal mehr als 25- bis 29-Jährige, OECD-weit ist die Kluft mit 1,34 geringer. Vor zehn Jahren noch war in Österreich der Stundenlohn eines Älteren 1,72-mal höher gewesen (OECD: 1,32).

Was die politischen Maßnahmen zur Unterstützung älterer Arbeitnehmer seit 2005 betrifft, geht die OECD im Detail auf ihre damaligen Empfehlungen ein: Nichts getan hat Österreich etwa seitdem, um älteren Arbeitnehmern einen stufenweisen, nicht-subventionierten Pensionsantritt zu erleichtern. Auch bei der Hacklerregelung und der Anhebung des Frauenpensionsantrittsalters vermisst die OECD Maßnahmen, ebenso bei den Frühpensionen. Verbesserungsbedarf ortet die OECD auch bei der Kohärenz von Weiterbildungsmaßnahmen.

Positiv bewertet wurden dagegen zum Beispiel das aktuell laufende "Fit2Work"-Gesundheitspräventionsprogramm, das 2009 im Gefolge der Krise eingeführte Arbeitsmarktpaket II sowie die jetzt im Zuge des Sparpakets 2012 wirksam werdende Erschwerung der Korridorfrühpension: Künftig werden 40 statt wie bisher 37,5 Jahre notwendig sein, um diese mit 62 in Anspruch nehmen zu können. (APA, 18.10.2012)