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Verteidigungsminister Darabos will die Nazi-Kapsel suchen lassen, sie existiert wahrscheinlich aber nicht.

Foto: dapd/Zak

Wien - Die Geschichte über den Bildhauer Wilhelm Frass, der im Jahr 1935 eine Metallkapsel mit darin versteckten Nazi-Huldigungen unter seine Skulptur des Toten Kriegers geschmuggelt haben will, ist um eine Facette reicher: Verteidigungsminister Norbert Darabos hat zwar die Suche in der Krypta des Äußeren Burgtores angekündigt, eine Recherche des Staatsarchivs legt aber nahe, dass der Bildhauer wohl geschwindelt hat. Zu diesem Schluss kommt der Archivar und Historiker Roman Eccher, der sich den "Gauakt" des illegalen Nazis angesehen hat.

Am 23. Mai 1938 füllt Frass den "Personalfragebogen" für die Mitgliedschaft in der NSDAP aus. Darin listet er auf, was ihm zum Parteigänger machen soll: "Als langjähriges Vorstandsmitglied der Künstlervereinigung ,Wiener Secession' gelang es durch meine Mitarbeit, dass diese Vereinigung bereits in den letzten Jahren ganz im nationalen Sinne geführt wurde", gibt er an. Das Hissen der Hakenkreuzfahne im Frühjahr 1937 verbucht Frass ebenso als Erfolg wie seine Vorträge, bei denen er "die nationalsozialistische Kulturanschauung verbreitete".

Bei so viel braunem Bekennergeist dürfte die Metallkapsel-Geschichte nicht fehlen, sie taucht aber nicht auf. "Es ist höchst unwahrscheinlich, dass er das da nicht angegeben hätte", sagt Eccher. Erst im Dezember 1938 prahlte Frass in einem Brief mit der Geschichte von der Metallkapsel. Zum NSDAP-Mitglied hat er es auch so geschafft. (pm, DER STANDARD, 12.5.2012)