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Männer, die zu- und nebeneinander stehen: Die Kirche will so etwas nicht sehen.

Foto: apa/pfarrhofer

Wien/Mistelbach - Die Wahl des Pfarrgemeinderats in der kleinen Weinviertler Gemeinde Stützenhofen im Bezirk Mistelbach sorgt für großen Wirbel. Den "Niederösterreichischen Nachrichten" ("NÖN") zufolge wurde am vergangenen Sonntag ein 26-Jähriger, der homosexuell ist und in einer eingetragenen Partnerschaft lebt, mit rund 80 Prozent der Stimmen - mehr als alle anderen Kandidaten - in den Pfarrgemeinderat gewählt. Der örtliche Pfarrer sei damit aber nicht einverstanden und wolle den Betroffenen nicht im Amt haben.

Pfarrer machte Druck gegen Schwulen

Pfarrgemeinderat zu sein, das sei aufgrund der "Lebensweise" des 26-Jährigen nicht möglich. Er soll auch gebeten worden sein, nicht mehr zur Kommunion zu kommen. Dem Bericht nach soll nicht die homosexuelle Neigung das Hindernis sein, sondern die ausgelebte Homosexualität in der Partnerschaft. Der Mann, der in einer Vorwahl von Gemeindemitgliedern als Kandidat vorgeschlagen wurde, sei am Vorabend der Wahl vom Pfarrer angerufen und aufgefordert worden, nicht anzutreten. Er habe sich der Wahl dennoch gestellt und auch die übrigen Pfarrgemeinderäte hinter sich, hieß es.

Pfarrer Gerhard Swierzek wollte sich zu dem Vorfall am Mittwoch gegenüber der APA nicht äußern. Er habe schon einiges zu anderen Medien gesagt, was dann "falsch" wiedergegeben worden sei. Es sei traurig, dass immer nur die negativen Sachen berichtet würden, meinte er. Er sei seit sechs Jahren Pfarrer in Stützenhofen, der Kirchenbesuch im Dorf liege bei 80 Prozent, "das interessiert niemanden". Für weitere Auskünfte verwies er an die Erzdiözese Wien.

Auch Erzdiözese sieht zu starke Abweichung

Diese will den Fall erst einmal untersuchen, sagte deren Sprecher Michael Prüller auf Anfrage der APA. Er verwies auf angeblich unterschiedliche Aussagen in dem Fall. Rein kirchenrechtlich könnte der Pfarrer sogar Recht behalten. Eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft weiche zu stark von den kirchlichen Vorgaben ab. Trotzdem, so betont Prüller, seien Homosexuelle - "wie alle anderen Menschen" - willkommen.

Laut Erzdiözese Wien besteht nun sogar die Möglichkeit, dass die Pfarrgemeinderatswahl in Stützenhofen gänzlich aufgehoben werden muss. "Eine ganze Reihe von Dingen ist nicht ganz korrekt abgelaufen", sagte Prüller. So müssten schon geraume Zeit vor der Wahl die Voraussetzungen der Kandidaten geklärt werden. In diesem Fall sei dies offensichtlich erst einen Tag vorher geschehen.

Bürgermeister: "Super Bursch"

Die Gemeinde habe mit der Wahl des Pfarrgemeinderats nichts zu tun, betonte Drasenhofens Bürgermeister Reinhard Künzl (ÖVP), dem auch die Gemeinde Stützenhofen untersteht. Der 26-Jährige sei aber in jedem Fall ein "super Bursch", im Ort integriert und "als Mitarbeiter ein Gewinn". Den Rückhalt der Bevölkerung habe er hundertprozentig. Sollte es aber Wahlrichtlinien geben, laut denen eine eingetragene Partnerschaft ein Ausschließungsgrund für eine Kandidatur sei, müsse sich die Kirche wohl daran halten. (APA, 21.3.2012)