Wien/Berlin - Bundeskanzler Schüssel hat in einem Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" die Geschwindigkeit bei der Pensionsreform verteidigt. Er habe seine Lehren aus dem Umstand gezogen, dass in Deutschland seit der Wahl nur diskutiert worden sei. Kanzler Gerhard Schröder (SPD) habe "die absolut richtigen Ansätze gewählt", doch die Umsetzung sei dann zum Problem geworden, sagte Schüssel laut "Tagesspiegel". In der Politik verliere man "sehr schnell Zeit und Kraft durch ständige Diskussionen und Debattierclubs. Es muss irgendwann entschieden werden". Verteilungsgerechtigkeit müsse heute anders definiert werden als vor 30 oder 50 Jahren, betonte Schüssel. Gerechtigkeitsfragen der Gegenwart hätten viel mit den Lebensperspektiven der jungen Menschen zu tun. In den vergangenen Jahrzehnten seien "viele Privilegien, sehr viele Schrebergärten" entstanden - "ob für den Öffentlichen Dienst oder für Eisenbahner, für Politiker oder für Manager, für nahezu jedes gesellschaftliche Grüppchen". Heute sei die Gerechtigkeitsfrage "sehr stark egalitär": "Ist es zumutbar, dass einige wenige auf Kosten der Allgemeinheit einen größeren Vorteil haben?" (APA)