Wien - Ärztekammer-Präsident Walter Dorner wird seinen Platz auch nach einer Rücktrittsaufforderung der niederösterreichischen Kammer nicht räumen. Es gebe auch dort viele Ärzte, die ihm vertrauten, verwies er am Rande eines Pressegesprächs Mittwochabend darauf, dass der Beschluss in Niederösterreich nicht einstimmig gefallen sei. Auch der Chef der niedergelassenen Ärzte, Günther Wawrowsky, der selbst in Niederösterreich tätig ist, wüsste nicht, wieso Dorner zurücktreten sollte. Er sei bei der Sitzung auch gar nicht anwesend gewesen, da er schon seit Jahren keine Veranstaltungen besuche, die vom Vorsitzenden der niederösterreichischen Kammer, Christoph Reisner, geleitet würden.

Anlass für die Rücktrittsaufforderung der niederösterreichischen Kammer war, dass Dorner, Präsident der Wiener und der österreichischen Ärztekammer, in der Bundesgesundheitskommission am vergangenen Freitag für die von Gesundheitsminister Alois Stöger forcierte, aber von den Ärzten abgelehnte Einführung einer Elektronischen Gesundheitsakte gestimmt hatte. Die Niederösterreicher sehen darin einen "nicht wieder gut zu machenden Schaden" für die Ärzteschaft. Dorner hatte hingegen argumentiert, zwar grundsätzlich für die ELGA gestimmt, den vorliegenden Gesetzesentwurf des Gesundheitsministeriums aber abgelehnt zu haben.

Kampf um Wiener Präsidentschaft

Reisner hat bereits vor Wochen angekündigt, 2012 bei der nächsten Wahl auch für die Wiener Ärztekammer und damit gegen den wieder kandidierenden Dorner antreten zu wollen. Möglich ist das, weil er auch in der Bundeshauptstadt eine Praxis betreibt.

Besondere Brisanz erhielt dies dadurch, dass gegen Reisner heuer nach einer anonymen Anzeige wegen angeblichen Unregelmäßigkeiten bei Reisespesen eines Mitarbeiters ein halbes Jahr wegen Verdachts auf Betrug und Untreue ermittelt worden war, ehe es zur Einstellung kam. Reisner vermutete damals einen Zusammenhang mit seiner geplanten Doppel-Kandidatur. (APA)