Wien- Die Budgetsituation an Österreichs Universitäten nimmt konkrete Formen ein: Das Wiener AKH hat heute zu einer Betriebsversammlung der Ärzte eingeladen. Der Betriebsrat warnt vor Einsparungen beim Personal, es werde weniger Journaldienste geben. Die Versorgung der Patienten werde nicht gefährdet sein, wird versichert. Die Ärzte des AKHs sind Angestellte der Medizinischen Universität - und von der Budget-Misere der Universitäten direkt betroffen.

Schließung der Notaufnahme möglich

In den vergangenen Wochen haben Ärzte der MedUni wiederholt auf die geplanten und beabsichtigten Kürzungen aufmerksam gemacht, etwa in einem Offenen Brief an Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP). Die Rede war darin von "gefährlichen Personalverdünnungen". Gefordert wurde unter anderem, dass die veranlasste "Nichtnachbesetzung" von mindestens 40 bis 50 Stellen rückgängig gemacht werden müsse.

Auch die Nacht-Journaldienste dürften nicht reduziert werden, verlangen die Ärzte. Uni-Rektor Wolfgang Schütz hatte zuletzt die Befürchtung geäußert, dass diese ab Jänner 2012 zurückgefahren werden müssen, "um den Abgang an ärztlichem Personal in Grenzen zu halten". Laut Medienberichten wird auch die teilweise Schließung der Notaufnahme diskutiert. 

"Wir forschen in unserer Freizeit"

Derzeit gibt es 170 Journaldiensträder im Wiener AKH, die sollen auf 148 gekürzt werden. 14 Prozent Personaleinsparungen stehen im Raum. Konkret bedeuted das ein bis zwei Nachtdienste weniger pro Station. Das hat dramatische Folgen, denn Oberärzte müssen nicht nur das Geschehen überwachen, sie sind auch die Ansprechpersonen für Assistenzärzte. Ein Assistenarzt, der namentlich nicht genannt werden will, befürchtet, dass sie dadurch gezwungen werden, nicht akute Fälle entweder nachhause oder in andere Spitäler schicken müssen. Besonders schwierig sei die Situtiation auf der Intensivstation. Jetzt sind dafür zwei Ärzte zuständig, nach der Umsetzung der Kürzung wird es nur noch einer sein.

Offene Stellen werden nicht nachbesetzt, nur noch Karenzstellen ausgeschrieben. Auf jeder Station fehlen ein bis zwei Assistenzärzte. "Wir haben derzeit eine Wochenarbeitszeit von 70 Stunden. Da ist die Forschung, zu der wir vertraglich verpflichtet sind, nicht miteinberechnet. Wir forschen in unserer Freizeit", sagt der Assistenzarzt zu derStandard.at. Der Ball liege nun bei Wissenschaftsminister Töchterle.

Forderungen an Bund

Die Forderungen richten sich an den Bund. Dass die Stadt - die im AKH in erster Linie das Pflegepersonal stellt - einspringt, gilt als eher ausgeschlossen. Der zuständige Krankenanstaltenverbund (KAV) kämpft ebenfalls mit knappem Budget. Geplante Sparmaßnahmen wurden kürzlich, nach Gesprächen mit der Personalvertretung, zurückgezogen. Nun wird mit der Gewerkschaft über modernisierte Betriebsabläufe verhandelt. (mte/APA, derStandard.at, 10.11.2011)