Ärztekammerrpäsident Walter Dorner hält die neue Form der Gruppenpraxen für "zu kompliziert und zu risikoreich". Außerdem bringe sie  für Ärzte kaum Vorteile.

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Wien - Die vor knapp einem Jahr geschaffene Möglichkeit zur Bildung einer Ärzte-GmbH ist bei den Medizinern noch kein Renner. Ärztekammer-Präsident Walter Dorner beklagte am Mittwoch im Ö1-Radio, dass diese neue Form der Gruppenpraxen zu kompliziert, zu risikoreich sei und für Ärzte kaum Vorteile bringe. Der Vorstandsvorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Hans-Jörg Schelling, wies die Kritik zurück und plädierte dafür, dieser Organisationsform Zeit zur Entwicklung zu geben.

Dorner verwies darauf, dass die Voraussetzung für die Schaffung der Ärzte-GmbH, nämlich ein Gesamtvertrag zwischen Ärztekammer und Krankenkasse erst in einem Bundesland, und zwar in Wien, vorhanden sei. Deshalb gebe es in Wien auch die erste und bisher einzige GmbH. Schelling wies diese Darstellung zurück. Gestern seien für die Beamten sowie die Versicherung der Eisenbahner und den Bergbau weitere Verträge abgeschlossen worden. Zudem gebe es in allen Bundesländern Verhandlungen mit den Gebietskrankenkassen, er gehe davon aus, dass im Laufe des nächsten Jahres in jedem Land die Verträge vorliegen werden. Zur Zahl der Gruppenpraxen merkte Schelling an, dass in Wien etwa 50 nach der alten Rechtslage bestehen, dazu seien 50 weitere "in der Pipeline". Und 100 Gruppenpraxen im Laufe der nächsten zwölf Monate sind für den Hauptverbands-Chef ein Zeichen, dass man auf dem richtigen Weg sei.

Dorner: Viele Ärzte schrecken vor Risiken zurück

Dorner begründet das mangelnde Interesse seiner Kollegen mit fehlenden Vorteilen: keine steuerlichen Vorteile sowie langwierige und kostspielige Bewilligungsverfahren. Eine Ärzte-Gmbh werde sich erst ab einem Umsatz von 500.000 Euro rechnen, erwartet Dorner. Davor würden viele Ärzte zurückschrecken. Dass das Risiko für die Ärzte zur Bildung einer GmbH zu groß sei, kann Schelling nicht nachvollziehen. Eine durchschnittlich Praxis mache rund 250.000 Euro Umsatz, wenn sich mehrere Ärzte zusammenschließen, könne er daher kein wirtschaftliches Risiko erkennen. Nach Ansicht Schellings müssten Ärzte lernen als Unternehmer zusammenzuarbeiten.

FPÖ und BZÖ forderten Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) auf, das Gesetz für die Gruppenpraxen zu überarbeiten. Sowohl FPÖ-Ärztesprecher Andreas Karlsböck als auch BZÖ-Gesundheitssprecher Wolfgang Spadiut stoßen sich vor allem daran, dass Ärzte in den GmbHs keine anderen Ärzte anstellen, sondern nur als gleichberechtigte Gesellschafter agieren dürfen. (APA)